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Schafe, Schweine, Federvieh und Bienen gehalten. Außer den Scheunen
und Ställen waren hier auch die Wohnungen der Knechte, die den Acker
bebauten, und die Werkstätten der Schmiede, Schuster, Netzmacher uud
anderer Handwerker. Frauen und Mägde spannen in besonderen Werk-
häuseru Flachs und Wolle, webten Gewänder, strickten und färbten.
So legte sich um den Hos ein Kranz von Gebäuden, die nach und nach
einen besonderen Ort bildeten, der sich allmählich bis zu den drei kleinen
Dörfern erweiterte. Als Herzog Heinrich von Sachsen zum deutschen
Könige gewühlt war, hieß der Herrenhof fortan „Königshof", und noch
heute heißt in Nordhaufen der Platz, wo dieses Gehöfte gelegen hat,
der „Königshof". War der Herzog hier anwesend, so wohnte er nicht
ans dem Gutshose, sondern in der „Finkenburg", die etwas seitlich vom
Königshose am Rande des Abhanges lag. Die Straße zwischen der
Burg und dem Königshofe heißt heute noch die Ritterstraße; auch die
„Kaisermühle" am Fuße des Berges erinnert an dieses kaiserliche
Besitztum.
8. Königin Mathilde gründet das Domstift.
962.
1. Die Königin Mathilde war die Gemahlin Heinrichs I. Er
schenkte ihr seine Güter zu Quedlinburg, Pöhlde, Nordhausen, Grona
(bei Göttingen) und Duderstadt. Doch sie verwandte die reichen Ein¬
künfte derselben nicht für sich selbst; sie wollte damit ihrem Sachsen¬
volke dienen und errichtete in den drei zuerst genannten Orten Klöster
und Schulen. Zu Nordhausen gründete sie 962 nahe bei der könig¬
lichen Burg ein Nonnenkloster zu Ehren der Jungfrau Maria, Jo¬
hannis des Täufers und des Märtyrers Eustachius und nannte es
das Kloster zum heiligen Kreuz. Sie stattete es mit dem Reste ihrer
väterlichen Erbschaft in Westfalen aus, und als ihr Sohn, König
Otto, nach Nordhausen kam, bestätigte er die Stiftung und schenkte dem
Kloster noch den Markt, den Zoll und die Münze in Nordhausen.
2. Sieben Tage verweilte König Otto bei seiner alten Mutter iit
Nordhausen. Als der Tag der Trennung anbrach, standen sie frühe
auf und gingen zusammen in die Kirche, um die Messe zu hören.
Dann traten sie aus der Thür und schlossen sich unter Thränen noch
einmal in die Arme. Otto schwang sich nun auf sein Roß; die Mutter
aber kehrte in die Kirche zurück und eilte nach der Stelle hin, ans der
Otto während der Messe gestanden hatte und kniete dort nieder. Als
dem Kaiser dies gemeldet ward, kam er schnell wieder zurück, hob die
Mutter aus und sprach: „Durch welchen Dienst kann ich dir diese
Thränen vergelten?" Mit bebender Stimme wechselten sie dann noch
tiefbewegte Worte, bis die alte Königin selbst den Abschied be¬
schleunigte. „Wie schwer es uns auch fällt," sagte sie, „wir müssen
uns trennen, und der Anblick vermindert den Schmerz nicht, sondern
erhöht ihn. Gehe hin in Frieden! Mein Angesicht wirst du in diesem