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habe freilich den Tod verdient, aber der Graf möge bedenken, daß da¬
durch viele Äcker wüste liegen und die Menge der Witwen und Waisen
groß werden würde: darum möge man sie lieber die Äcker bauen und
die ihrigen ernähren lassen, den einzelnen aber nach ihrem Vermögen
Geldstrafen auflegen. Da entschied der Graf: „Sundhausen, du hast
heute geredet wie ein ehrlicher Mann, dein Wort soll Ehre haben." Aber
die anderen Edelleute waren über diese Entscheidung so unwillig, daß
der Graf den wackeren Sundhausen zur Sicherheit durch seine Diener
zurückbegleiten ließ. Die Bauern zahlten darauf Geldstrafen, doch keiner
über vier Gulden.
6. So ward die Ruhe alsbald wieder hergestellt. Rat und Bürger¬
schaft durften wieder freudig aufatmen. Das begonnene Werk der
Reformation, das zuerst durch den Aufstand gefährdet erschien, wurde
durch denselben wesentlich gefördert; die Stadt selbst gewann an Besitz
und Macht. Fünf Klöster standen zum Teil verlassen da, ihre reichen
Besitzungen fielen der Stadt zu, denn die entflohenen Insassen hatten
sich zerstreut und zeigten keine Lust zurückzukehren. Von den Prediger¬
mönchen ließen sich die meisten als Landpfarrer anstellen, einige von
ihnen heirateten nach Luthers Beispiel. Die Barfüßer und Augustiner
forderten nur Entschädigungen für die Aussteuer, die sie einst dem
Kloster zugebracht hatten. In das Frauenbergkloster kehrten die Nonnen
nach zwei Jahren wieder zurück und blieben darin bis 1557.
31. Die katholische Domgeweinde in Nordhausen.
Von allen Kirchen Nordhausens blieb der Dom allein bei dem
katholischen Bekenntnis. In weitem Umkreise ist das die einzige katho¬
lische Kirche. Das Domstift widersetzte sich der Reformation mit allen
Mitteln, trotzdem der Rat drohte, er würde die Domherren mit Ketten
schließen und aus dem Lande führen lassen. Da wandte sich das Stift
an seinen Schutzherrn, Kaiser Karl V., und dieser nahm sich des Stifts
an; auf dem Reichstage zu Augsburg im Jahre 1530 bestätigte er ihm
seine alten Gerechtsame und gab ihm im folgenden Jahre noch einen
besonderen Schutzbrief. Dadurch war das Fortbestehen des katholischen
Domstifts gesichert.*) Die Domgemeinde ist dem Bischof von Pader¬
born unterstellt. Der Pfarrer führt den Titel Dechant, ein Vikar steht
ihm zur Seite.
32. Die Neuordnung des Nordhauser Schulwesens.
1. Durch die Unruhen des Bauernkrieges hatten auch die Stifts¬
schule im Dom und die Ratsschule an St. Jakobi in der Neustadt
gelitten und waren fast ganz ausgelöst worden. Der Rat richtete nun
*) Es verlor aber durch die Reformation sein althergebrachtes Patrvnatsrecht
über die Kirchen der Stadl (d. H. das Recht, die Prediger an den Kirchen zu er¬
nennen und einzusetzen); dieses Recht hat seitdem der Magistrat.