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39. Wie Uordhausen völlig frei wurde.
1715.
Schon zur Zeit der Reformation, 1542, veräußerte der Schutzherr
Nordhausens, Herzog Moritz von Sachsen, das Schultheißenamt nebst
den anderen Rechten an den Rat wiederverkäuflich für 2000 Thaler.
Dieser Kaufvertrag wurde mit allen späteren Kurfürsten erneuert, der
Kaufpreis dabei allerdings immer gesteigert. Als aber der Kurfürst
Friedrich August (der Starke) von Sachsen die polnische Königskrone
erwerben wollte und hierzu viel Geld gebrauchte, verkaufte er 1697
alle seine Rechte in Nordhausen an den Kurfürsten von Brandenburg
für 13000 Thaler. Der Rat war mit diesem Wechsel nicht zufrieden,
zumal da der Kurfürst, seit 1701 König von Preußen, Beamte her¬
setzte, die ihre Rechte mit großer Strenge ausübten, ja dieselben noch
zu erweitern suchten. 1703 kam sogar preußisches Militär als Besatzung
in die Stadt. Der Rat versuchte nun, die Rechte dem Könige von
Preußen wieder abzukaufen. Nach langen Verhandlungen trat endlich
Friedrich Wilhelm I. im Jahre 1715 seine Rechte in Nordhausen gegen
eine Entschädigung von 50000 Thalern wieder an den Rat ab. Seit
dieser Zeit war Nordhausen erst iu Wahrheit eine freie Reichsstadt.
40. Nordhausen und die Grafschaft im sieben¬
jährigen Kriege.
1. Auch im siebenjährigen Kriege nahm Nordhausen eine eigen¬
tümliche Stellung ein; als Reichsstadt mußte sie aus Seiten des deutschen
Reiches stehen und zu Friedrichs des Großen Feinden gehören; das
Reich war aber nicht imstande, sie zu schützen, und so war sie dem
siegreichen Preußenkönige wehrlos preisgegeben; außerdem war sie ganz
von preußischen Laudesteilen eingeschlossen, da die Grafschaft Hohenstein
preußisch war. Die Franzofen aber, die ja eigentlich Bnndesgenoffen
der Stadt waren, machten als fremdes Volk keinen großen Unterschied
zwischen preußischem und nichtpreußischem Gebiete. Anfangs Oktober
1757 rückten sie mit einigen Tausend Mann in Nordhausen ein. Als
Magazin für Heu und Stroh diente die Spendekirche, für Korn der
Walkenrieder Hof (jetziges Hauptfteueramt), für Hafer der Jlfelder Hof
(jetzige Rothardtfche Tabakfabrik auf dem Pferdemarkt), das Hospital
St. Martini wurde als Lazarett benutzt. Nachdem die Franzosen
bei Roßbach geschlagen waren, lagen sie auf dem Rückzüge hier
wieder mehrere Tage. — Am schlimmsten trieb es der preußische Ritt¬
meister Kovats. Den Bürgern forderte er ihre Gewehre ab, den Kauf¬
leuten nahm er rotes und grünes Tuch weg, den Kürschnern Pelze, den
Schuhmachern und Gerbern Leder. Als der Bürgermeister Riemann
ihm die Schlüssel zu den Kanonen nicht aushändigen wollte, nahm er
ihn zwei Stunden in Haft und ließ unterdes die Geschütze auf den
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