Protestanten ein Schutz- und Trutzbündnis, die Union; dem setzten die
Katholiken eine Vereinigung ihrer Fürsten, die Liga, entgegen. Der Aus-
bruch eines Kampfes auf Leben und Tod stand bevor und konnte bei
der geringsten Veranlassung zum Ausbruch kommen.
Diese Veranlassung bot sich in Böhmen. In den österreichischen
Landen regierte Rudolf LI. (1576 — 1612), ein unfähiger Fürst, der nur
seinen Liebhabereien lebte, seine Pferde musterte, Alchemie und Astrologie
liebte und zuletzt seine Länder an seinen Bruder Matthias abtreteu mußte.
Nur Böhmen konnte er dadurch für sich retten, daß er dcu protestantischen
Ständen durch den sogenannten Majestätsbrief volle Religionsfreiheit (die
Erlaubnis neue Kirchen zu bauen und geistliche Obrigkeit zu bestellen) be¬
willigte. Als aber Rudolf starb und Matthias Kaiser und auch Erbherr
in Böhmen ronrde und zu seinem Nachfolger den streng katholischen Ferdi¬
nand von Steiermark bestimmte, bemächtigte sich der Evangelischen in
Böhmen eine große Erregung. Diese Erregung führte zu einer That der
Empörung, als der Abt von Braunau dem Majestätsbriefe zuwider die
protestantische Kirche zu Braunau schließen und der Erzbischof von Prag
die Kirche in Klostergrab zerstören ließ. Eine über diesen Eingriff in die
den Protestanten bewilligten Freiheiten beim Kaiser eingelegte Beschwerde
blieb ohne Antwort. Auf der Ständeversammlung in Prag (1618) ließen
sich einige Heißsporne dazu verleiten, die kaiserlichen Räte aus dem Fenster
zu werfen. Das war der Anfang jenes entsetzlichsten aller Kriege, die
Europa je heimgesucht haben.
Kaiser Matthias wollte die Empörer strafen, aber er starb. Ferdi¬
nand war sein Nachfolger. Die Böhmen weigerten sich entschieden, ihn
anzuerkennen, sondern machten den protestantischen Kurfürsten Friedrich V.
von der Pfalz zu ihrem Könige. Friedrich Y. war ein Schwächling und
feierte Gelage in den Stunden des bittersten Ernstes. Der Kaiser zog
gegen ihn und brachte ihm am Weißen Berge bei Prag eine vollständige
Niederlage bei (1620). Der geschlagene König, der nur so kurze Zeit
regiert hatte und deshalb spöttisch der Winterkönig genannt wurde, floh
durch Schlesien und Brandenburg nach den Niederlanden. Der siegreiche
Kaiser vernichtete den Majestätsbrief, machte Böhmen wieder katholisch und
brachte es zurück unter die Habsburger. Siebenundzwanzig der vornehmsten
Protestanten Böhmens wurden als Empörer angeschuldigt und hingerichtet,
zahlreiche andere ihrer Güter beraubt, und mehr als 30000 Familien flohen
aus dem Lande.
Weitere 3icgc des Kaisers. Kurfürst Friedrich, der entthronte
König von Böhmen, wurde vom Kaiser in die Reichsacht erklärt. Seine
Freunde verließen ihn. Söldnerfürsten und Kriegsunternehmer: Ernst von
Mansfeld, Christian von Braunschweig ntib Georg von Baden kämpften
gegen Hilfsgelder mehr für ihre als seine Sache. Sie hausten übet im
Paderbornschen und Münsterländischen, in der Rheingegend und Pfalz,
erlitten aber gegen L illy, den Heerführer der Liga, schwere Niederlagen.
Die Pfalz wurde Friedrich genommen und an das Haupt der Liga, Maxi¬
milian von Bayern, übergeben. Der Krieg schien beendet; denn die Union
Backhaus, Geschichtsbuch. r