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Entwickelung des späteren Ritterstandes, c) Um den Mut und
die Schlagfertigkeit des neuen Heeres zu erproben, bekriegte er
mehrere slavische Stämme. Er besiegte die He veil er und er¬
oberte ihre Hauptstadt Brennaburg, unterwarf die Daleminzier
im Meissnischen, den böhmischen Herzog Wenceslaw und die
Redarier an der Mittelelbe. Die Slaven wurden, obwohl sie
tapferen Widerstand leisteten, doch durch die überlegene Kriegs¬
kunst der Deutschen, welche mit religiöser Begeisterung gegen
die feindlichen Scharen anstürmten, überwunden. — Nach diesen
Vorbereitungen wurde die Zahlung des den Ungarn bewilligten
Tributs eingestellt, welche denn auch bald von neuem in die
Grenzländer einfielen. Aber in der Nähe von Merseburgx) wurden
sie 933 vollständig geschlagen.
Nach diesem Siege wandte sich Heinrich gegen den dänischen
König Gorm den Alten, welcher die christlichen Glaubensboten
aus seinem Lande vertrieben hatte. Er stellte die karolingische
Mark zwischen Eider, Schlei und Trave wieder her und führte
eine sächsische Kolonie in das fruchtbare Land. — Auch einen
Zug nach Rom wollte Heinrich unternehmen, aber der Tod über¬
raschte ihn vor der Ausführung dieses Plans.
2. Otto I. d. Gr.,2) 936—973.
§ 43. Otto I. brachte den Plan seines Vaters, ein einheit¬
liches Reich und eine starke Königsmacht zu schaffen, zur Reife.
Die Krönung, welche Heinrich I. noch abgelehnt hatte, fand bei
Otto unter feierlichen Ceremonien statt.
Otto war nach der Schilderung des sächsischen Chronisten Widukind
ein frommer Mann, freigebig und, wenn er nicht die Strenge des Königs
zeigen musste, stets heiter. Er besass einen klaren Verstand, und obwohl
er keine Schulbildung genossen hatte, so lernte er doch noch im Mannes¬
alter selbst gelehrte Werke lesen und verstehen. Er sprach Lateinisch und
Slavisch, bediente sich aber gewöhnlich der Muttersprache. Seine Kleidung
war stets die vaterländische. Leidenschaftlich gegen seine Feinde, bewies
er Grossmut gegen den Reuigen und Unterwürfigen. Sein ganzes Wesen
erinnert an Karl d. Gr , den er sich zum Vorbild genommen.
1) Bei Riade. Wo dieses lag, ist allerdings nicht zu bestimmen. Vgl.
Waitz a. a. 0. .
2) Köpke, Jahrbücher des deutschen Reichs unter König Otto I., 936
bis 951. 1838. Vollendet von Dümmler. 1876. — Dönniges, Jahr¬
bücher des deutschen Reichs unter der Herrschaft Ottos I., 951 973.
1839. — Widukind a. a. 0.