Full text: Das Mittelalter (Bd. 2)

3. Niederburgund1) unter Boso; 4. Hochburgund (trans¬ 
uranisches Burgund zwischen Saone, Rhone, Jura und den Alpen),, 
wo die Grossen den Grafen Rudolf, einen Enkel Ludwigs des 
Frommen, zum Könige erhoben; 5. Italien, wo der Herzog 
Guido von Spoleto und der Markgraf Berengar von Friaul, 
beide mit den Karolingern verwandt, die Herrschaft zu behaupten 
suchten. So war also das mächtige Reich Karls d. Gr. nach 
kurzem Bestände in mehrere getrennte Teile zerfallen. Die Haupt¬ 
gründe für diesen schnellen Verfall waren die beständigen Reichs¬ 
teilungen, der Mangel eines festen Erbfolgegesetzes und die Un¬ 
sittlichkeit und geistige Unfähigkeit der späteren Karolinger. Als 
die wesentlichsten Ergebnisse dieser Zeit erscheinen diese drei: 
1. Nachdem die Reichsteilungen aufgehört, löste sich das karo¬ 
lingische Weltreich in seine nationalen Bestandteile auf. 2. Durch 
das Aussterben mehrerer karolingischen Linien wird die Idee des 
Wahlkönigtums zu allgemeiner Geltung gebracht. Doch war dieses 
Wahlkönigtum zum Glück für das Reich nicht ein unbedingtes, 
sondern man hielt sich bei der Wahl in dem Bereiche der karo¬ 
lingischen Verwandtschaft. 3. In den beständigen Kriegen gegen 
die Normannen und später gegen die Ungarn erhoben sich zunächst 
in den Grenzbezirken die Markgrafen zu Herzogen, indem sie den 
Heerbann über alle Gaue ihrer Provinz führten. Zuerst entstand 
das Herzogtum wieder bei den Sachsen (850 Ludolf, 880 Otto 
der Erlauchte), dann bei den Baiern (900 Luitpold, 907 Arnulf), 
darauf in Lothringen und Franken und endlich in Schwaben, wo 
die Kammerboten sich des Heerbannsrechts und später des Herzog¬ 
tums bemächtigten.2) 
Die letzten zwei (unechten) Karolinger in Deutschland. 
§ 40. Ihr Bestreben ging im allgemeinen dahin, sich die 
Anerkennung ihrer königlichen Würde bei den verschiedenen 
deutschen Stämmen zu verschaffen. 
1. Arnulf 887—899. Zuerst wandte er sich gegen die 
Normannen, welche in Lothringen eingefallen waren, und schlug 
sie bei Löwen an der Dyle (891). Ein gefährlicher Feind war 
1) Sa w czy nski, die neuburgundischen Reiche von ihrer Entstehung 
bis zu ihrer Vereinigung unter Rudolf II. Im Jahresbericht des Gymn. zu 
Krakau 1857. 
2) 8. Waitz, a. a. 0. VII, 95 ff.
	        
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