Bilder aus der älteren deutschen Geschichte.
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Anblick des wunderherrlichen Firmamentes überwältigt, sank er dann
wonnetrunken an seinem Lager nieder und betete zu dem Allmächtigen
über den Sternen um Schutz und Segen. — Am Tage war er keine
Stunde müßig. Vom stützen Morgen bis zum späten Abend nutzte er.
jede Minute für Land und Volk. Schon beim Ankleiden sprach er mit
seinen Räten über wichtige Angelegenheiten, oder er hörte Parteien an,
die um seinen Richterspruch baten. Während des Mahles liebte er die
Unterhaltung uud ließ sich oft aus geschichtlichen und frommen Schriften
etwas vorlesen. Seine schönste Erholung fand er als ein echt deutscher
Mann in der Jagd. Sollte eine solche veranstaltet werden, dann ging
es auf schnellen Pferden unter Hörnerklang und Hundegebell in den
deutschen Wald, und hier begann die Jagd, wo sich die jungen Edelleute
an Kraft und Geschicklichkeit einander zu übertreffen suchten. Karl aber
war allen stets voran; er bestand manch harten Kampf mit wilden Bären,
Auerochsen und Elentieren und feuerte dadurch die jungen Jäger zu ähn¬
lichen Thaten an. —
2. Karl als Kriegsheld. Karl d. Gr. war ein gewaltiger Kriegs¬
held. Um sein Reich zu schützen und zu erweitern, zog er gegen die
Feinde des Landes. Er kämpfte gegen die Longobarden in Italien,
die Araber in Spanien, die Avaren an der Donau, gegen die Normannen
und Wenden. Alle diese Völker konnten doch zuletzt dem gewaltigen
Sieger nicht widerstehen, der einen großen Teil ihrer Länder eroberte
und auf diese Weise sein Reich vergrößerte. Einen langen und grau¬
samen Krieg führte er mit den Sachsen. Diese wohnten zwischen Rhein
und Elbe, und da die Grenze zwischen Franken und Sachsen nicht genau
festgestellt war, so hatten schon seit langer Zeit wegen Grenzstreitigkeiten
die beiden Völker in Kampf gelegen. Es kam oft vor, daß die Sachsen
in das Land der Franken einfielen, um Rache zu nehmen für das, was
ihnen bei einem ähnlichen Einfall der Franken von diesen zugefügt
worden war. Karl d. Gr. beschloß, diesen Streitigkeiten für immer ein
Ende zu machen und die Sachsen seinem Scepter zu unterwerfen. Gleich¬
zeitig wollte er sie zwingen, das Christentum anzunehmen, denn, obgleich
die Völker ringsum schon dem lebendigen Gott dienten, verehrten die
alten Sachsen noch ihre Götter nn5 wollten von ihnen nicht ablassen.
So begann denn der Mutige langjährige Sachsenkrieg. Es schien, als
muffe Karl doch endlich den gehegten Plan ausgeben, denn immer und
immer wieder kehrte das hartnäckige Volk zu den Göttern der Väter
zurück, verjagte die Priester und steckte die errichteten Kirchen und
Kapellen in Brand. An der Spitze des Sachsenheeres stand ein mächtiger
Herzog, Wittekind genannt. Um diesen scharte sich das Volk nach be-