Full text: Erzählungen aus der vaterländischen Geschichte

Friedrich Barbarossa. " 25 
er-, und die ganze Bevölkerung kam straflos davon. Bei der Belagerung von 
Weinsberg hörte man zum ersten Male das Feldgeschrei der beiden streitenden 
Parteien: „Hie Wels! Hie Waibling!" Waibling war der Name eines hohenstau- 
fischen Schlosses, wo_ jetzt das Stäbchen gleichen Namens in Würtemberg liegt. Zn 
der Partei ber Welsen schlugen sich späterhin die Päpste, sodas; man in den nach¬ 
folgenden vielen Kämpfen, die zwischen beiden Geschlechtern geführt wurden, unter 
Welfen die Päpstlichen und unter Waiblinger die Kaiserlichen zu verstehen hat. 
Die Italiener verwandelten diese Wörter in Gnelfen unb Ghibellinen. 
4. Ein Kreuzzug. Aus Konrabs Leben wollen wir uns noch merken, bctft 
er aus Anregung bes frommen unb begeisterten Abtes BernHarb von Clairvaur 
an einem Kreuzzuge teilnahm, 1147. Die Stabt Ebeffa in Kleinasien war von 
den Sarazenen erobert uud zerstört worden. Mit Konrad zog Ludwig VII. von 
Frankreich an der Spitze von mehr „als 200,000 Kriegern. Doch war dieser Kreuz- 
Zug gänzlich erfolglos. Feindliche Überfälle, Hunger und Entbehrungen aller Art 
rieben die meisten ans. Dazu kam der Verrat der griechischen Wegweiser, welche 
die Kreuzfahrer in eine wasserlose Einöde führten. Nach einer zweijährigen Ab¬ 
wesenheit kehrten beide Könige in ihre Heimat zurück, ohne das Geringste' erreicht 
Zu haben: das Heer war fast ganz zu Grunde gegangen. „Die Weiber von Weins¬ 
berg" von Chamisso. 
18. Friedrich Barbarossa, 1152 — 1190. 
1. Friedrichs Charakter und Person. Konrads Nachfolger in der Kaiser- 
würde war sein Neffe Friedrich, Herzog von Schwaben. Er war ein stattlicher 
Held von 31 Jahren, als er von den Fürsten gewühlt wurde. Er war mittelgroß, 
von edler Haltung, stark und gewandt, in allen ritterlichen Künsten von Jugend 
auf geübt. Sein Haar war blond und gelockt, die Haut weiß, die Waugeu rot • 
blaue, feurige Angen belebten sein heiteres majestätisches Antlitz. Wegen seine« 
rötlichen Bartes wurde er von den Italienern Barbarossa, d. h. Rotbart, genannt 
Friedrich war geistig hochbegabt, voll unbeugsamen Mutes, streng gegen'Feinde 
gegen Reuige versöhnlich, gegen Hilfsbedürftige mild und wohlthätig, gegen alle ge¬ 
recht. Lein höchstes Ziel war, das kaiserliche Ansehen wieder herzustellen, wie es 
zu den Zeiten Ottos bes Großen und Karls des Großen gewesen ivar. Diesem 
Streben traten der Papst und die Italiener entgegen. Denn der Papst wollte sich 
über den Kaiser stellen, uud die Italiener wollten sich von der deutschen Herrschaft 
frei machen. 
Friedrichs Kämpfe mit Italien. Ehe Friedrich nach Italien zog, 
gatte er tu ~Leut)d)Ictrtb al(e§ in Orbnurtg gebracht. Heinrich dem 2 u tu e n 
dem Lohne des stolzen Heinrich, hatte er' das Herzogtum Baieru wiedergegeben' 
um dielen wieder mit sich zu versöhnen. Er ahnte dabei nicht, daß ihn dieser 
mächtige Fürst, gegen den er sich jetzt so großmütig bewiesen, in der Stunde der 
Gefahr verleit)en würde. 
In Italien hatte Friedrich harte Kämpfe zu bestehen. Seine erbittertsten 
Fetnbe waren der Papst und die lombardischen Städte. Der Papst verlangte, 
oa|j ber_ Kaiser sich vor ihm beugen solle. In einer Versammlung deutscher Für¬ 
sten rief einmal ein päpstlicher Gesandter trotüg aus: „Von wem hat der Kaiser 
das Reich, wenn nicht vom Papste?" „Von Gott hat er's und von seinen Vor¬ 
fahren", antwortete einer der Fürsten und zog sein Schwert, um dem Übermütigen 
den Kops zu spalten. Doch Friedrich hielt ihn von solcher Gewalt zurück, befahl 
aber dem Gesandten, sofort das Land zn verlassen. Des Papstes treue Verbündete 
waren die lombardischen Städte. Diese waren durch Handel mit dem Morgenlande 
reich unb mächtig geworben unb hatten sich viele Freiheiten unb Rechte anqemaßt. 
Bewnbers trotzte bas mächtige Mailanb bem Kaiser. Sechsmal im ganzen ist 
tVrtebrich nach Italien gezogen. Auf seinem ersten Zuge hielt er zunächst einen 
großen Reichstag auf ben ronfalischen Feldern bei Cremona: hierauf 
zerstörte er einige aufrührerische Städte, um Mailand zu schrecken: dann ließ er
	        
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