fullscreen: Hohenzollernfürsten

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Aus allen Zelten strömt's, es reiht sich singend Schar an Schar; 
Einfallen jetzt die Jäger all', ein fällt auch der Husar. 
Auch Musika will feiern nicht; in schöner Harmonie 
Begleitet Horn und Klarinett' die heil'ge Melodie. 
Und stärker noch und lauter noch, es schwillt der Strom zum Meer; 
Am Ende, wie aus einem Mund, singt rings das ganze Heer. 
Im Echo donnernd wiederhallt's das aufgeweckte Thal, 
Wie hundert Orgeln braust hinan zum Himmel der Choral. 
(Hermann Besser.) 
Noch erbitterter als bei Leuthen wurde in der Schlacht bei Zorndorf 
gefochten, in der einem starken russischen Heere der Sieg abgerungen wurde. 
Im Jahre 1763 wurde endlich der Friede geschlossen und Schlesien dauernd 
mit Preußen vereinigt. 
Friedrich der Große als Landesvatcr. In den nun folgenden Friedens¬ 
jahren ist der große König ein rechter Vater des Landes geworden. Besondere 
Sorgfalt verwandte er auf diejenigen Provinzen, in denen besondere Notstände 
herrschten. Dabei überließ er nicht die Hauptarbeit seinen Ministern und Beamten, 
sondern er selber schasste und sorgte vom frühen Morgen bis spät in die Nacht 
hinein. Von feinem außerordentlichen Fleiße zeugt folgende Begebenheit. Einst 
saß der König, so wird erzählt*), noch an feinem Pulte, als die Mitter- 
nachtstunde schon geschlagen hatte. Da trat fein Kammerdiener Heise in das 
Zimmer. Dieser stand bei Friedrich in großer Gunst und konnte sich schon er¬ 
lauben, was ein anderer nicht wagen durfte. Er erinnerte den König, daß es 
schon spät und Zeit zur Ruhe fei. Der König sagte: „Ich habe da eine wichtige 
Arbeit vor, die keinen Aufschub leidet. Wenn ich jetzt zu Bett gehen soll, so 
muß Er mich spätestens morgen früh um vier Uhr wecken. Ich werde dann noch 
schläfrig fein unb nicht aufstehen und Ihn wieder wegschicken wollen; aber ich be¬ 
fehle Ihm, daß Er sich nicht abweisen läßt. Wenn ich nicht aufstehen will, so 
kann Er mir die Bettdecke wegziehen. Hort Er?" — Mit dem Schlage vier 
trat Heise ein. Der König fchlief sanft und fest. Aber der treue Diener weckte 
ihn mit lauter Stimme. Der König schlug die Augen auf und sprach: „Es ist 
mir leid geworden; ich muß noch zwei Stunden fchlafen; komme Er um sechs 
Uhr wieder!" „Eure Majestät haben aber befohlen", sagte Heise. „Schäker", 
rief der König; „Er hört es ja, ich will nicht!" „Majestät, Sie müssen", ant¬ 
wortete Heise und zog bie Bettbecke weg. Nun staub ber König auf, unb als er 
noch schlaftrunken gähnte unb sich reckte, rief er aus: „Ach Gott, wär' ich boch 
kein König geworben!" 
Infolge feiner unermüblichen Thätigkeit hatte Friebrich ber Große Kenntnis 
öon vielen Dingen, bie anberen Fürsten ganz entgangen wären. So würbe er 
*) R. F. Eylert, Wie Friedrich der Große geweckt wurde.
	        
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