Full text: Geschichte Preußens in Einzelbildern

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Die hohenzollernschen Kurfürsten. 
Mißmut der Märker zu unterdrücken, der durch das schroffe Auftreten 
seines Vaters erregt war. Seine Hofhaltung und sein Leben war ein¬ 
facher, als das vieler Ritter. Trotzdem er sehr sparsam lebte, konnte er 
seinem Vater nie Geld genug nach Franken schicken. Ja, wegen Mangel 
an Mitteln mußte er sogar seine Hochzeit mit Margarete von Sachsen 
längere Zeit aufschieben. Nach der Vermählung lebte das Paar sehr 
glücklich. Dem Lande war Margarete ein Muster der Häuslichkeit, und 
sie besaß die Liebe aller Unterthanen. 
Johann als Kurfürst. Albrechts Nachfolger Johann erhielt wegen 
seiner Fertigkeit in der lateinischen Sprache den Beinamen Cicero. Er ist 
der erste Kurfürst, welcher seinen Aufenthalt dauernd in der Mark nahm, 
während seine Vorfahren am liebsten in Franken (Ansbach und Bayreuth) 
wohnten. Mit seiner friedlichen Regierung begann für die Mark ein mehr 
als lOOjähriger Zeitraum der Ruhe. — Um die wissenschaftliche Bildung 
zu fördern, gründete er die Universität Frankfurt, die freilich erst sein 
Nachfolger eröffnete. Auf dem Sterbebette ermahnte er seinen Sohn, 
Joachim I., das Volk treu zu lieben und es nicht mit Steuern zu über¬ 
bürden; „denn," sagte er, „es ist eine schlechte Ehre, über Bettler zu 
herrschen." Er ist der erste Hohenzoller, der in der Mark seine letzte 
Ruhestätte fand. Sein Wahlspruch war: „All Ding ein Weil." 
14. Kurfürst Joachim I. Nestor. 1499—1535. 
Eigenschaften Joachim I. hatte, wie sein Vater, die Wissenschaften 
sehr lieb, und obwohl er beim Antritt der Regierung erst fünfzehn Jahre 
alt war, zeigte er doch an Körper und Geist große Reife. Durch hohe 
Bildung und Erteilung weiser Ratschläge erwarb er sich den Ehrennamen 
„Nestor". Er hatte den Wahlspruch: „Durch Gericht und Gerech¬ 
tigkeit." 
Die Pest. Die Raubritter. Nachdem Joachim die Regierung 
angetreten hatte, wütete in der Mark eine entsetzliche Pest. —_ Da der 
Landesfürst noch sehr jung war, so glaubten die Raubritter, wieder ihr 
Wesen treiben zu dürfen. Der Schrecken, den manche „Landbeschädiger" 
verbreiteten, stieg so hoch, daß man folgende Verse betete: 
„Vor Köckeritz' und Lüderitze, 
Vor Krachte und vor Jtzenplitze 
Behüt' uns, lieber Herre Gott!" 
Als Joachim scharfe Verordnungen wider die Raubritter gab, schrieb 
ihm einer derselben an die Thür: „Jochimke, Jochimke, Hüde dy; fange 
wy dy, so hange wy dy." — Dadurch ließ sich der Fürst aber nicht ein¬ 
schüchtern; sondern er schickte bewaffnete Reiter aus, die Räuber zu 
fangen und sofort zu erhängen. So verloren in einem Jahre 70 vor¬ 
nehme Räuber das Leben. Als man ihm vorwarf, daß er auf solche 
Weise zu sehr gegen den Adel wüte, antwortete er: „Adelig Blut habe 
ich nicht vergossen, sondern nur Schelme, Räuber und Mörder hinrichten 
lassen. Wären dies redliche Edelleute gewesen, so hätten sie kein Ver¬ 
brechen begangen." Bald gelang es ihm denn auch, dem Räuberwesen ein 
Ende zu machen. 
Das Kammergericht. Tie Judenverfolgung. Um eine unpar¬ 
teiische Rechtspflege einzuführen, setzte Joachim über die einzelnen Gerichte 
das Kammergericht, in welchem die höchsten Richter des Landes saßen, und 
dessen Entscheidung jedermann, ob hoch ob niedrig, anrufen konnte.
	        
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