Full text: Geschichte Preußens in Einzelbildern

Kurfürst Joachim II. 17 
Unter Joachim brach auch eine Judenverfolgung aus. Zu jener Zeit 
waren nämlich die Inden in Brandenburg wie in andern Landen nicht 
wirkliche Staatsangehörige, sondern man duldete sie nur gegen ein von 
ihnen gezahltes Schutzgeld. Einige von ihnen wurden beschuldigt, mit ge¬ 
weihten Hostien Frevel getrieben zu haben. Auch sagte man, sie hätten 
Christenkinder gemordet und deren Blut zu Arzeneien verwandt. 
Auf die Folter gespannt, gestand ein Jude, daß er eine Hostie in drei 
Stücke gebrochen und einen Teil davon in einen Kuchen von Weizenmehl 
verbacken habe; der Teig sei aber ganz rot geworden, und es habe sich 
aus demselben ein kleines Jesuskindlein gezeigt. Ein anderer gestand, daß 
er ein Stück von der Hostie zerschnitten habe, wobei wunderbarerweise 
Blut herausgeflossen sei. Nach allerlei Aussagen, welche die Folter den 
Juden auspreßte, und die mit den Anschuldigungen übereinstimmten, 
wurden dreißig Israeliten auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Sämtliche 
Juden der Mark mußten das Land verlassen. 
Joachim als Gegner der Reformation. Zu Joachims Zeit ver¬ 
kündete Luther in Wittenberg seine Lehre und trat gegen den Ablaßhandel 
des Johann Tetzel aus. Joachim sah in dem Auftreten des Augustiner- 
mönches eine Widersetzlichkeit gegen die kirchliche und weltliche Gewalt. 
Um so mehr fühlte er sich verletzt, als sein Bruder, der Kurfürst von 
Mainz, welcher Tetzel den Auftrag zum Ablaßhandel erteilt hatte, durch 
Luthers Einschreiten ebenfalls angegriffen wurde. Er setzte daher der 
Verbreitung der lutherischen Lehre großen Widerstand entgegen. Dennoch 
fand_ die neue Lehre in der Mark Eingang, und die Änderung des Gottes¬ 
dienstes wurde meistens im stillen vorgenommen, ohne daß man sich öffent¬ 
lich von der Kirche lossagte. 
Die Kurfürstin Elisabeth. Joachims Gemahlin war Elisabeth, 
die Tochter des Königs von Dänemark. Sie zeichnete sich durch Schön¬ 
heit, Anmut und geistvolles Wesen aus. Bei Neu-Ruppin glänzte sie einst 
bei den Ritterspielen als die schönste unter allen Frauen. Da der Kur¬ 
sürst ihr jedoch nicht immer Liebe und Treue hielt, so wurde das Familien¬ 
glück bald gestört, und Elisabeth hatte viele kummervolle Stunden. Der 
geheime Zwiespalt beider Gatten aber trat offen hervor, als bie Kurfürftin 
sich ber Lehre Luthers zuneigte. Nachbem Elisabeth in Abwesenheit ihres 
Gemahls bas Abenbmahl in Beibertei Gestalt genossen, brohte Joachim 
ihr mit Kerker unb Banden. Da entfloh sie, begleitet von einem Kammer- 
fräulein unb zwei Rittern, auf einem Bauernwagen nach Torgau. Ihr 
Oheim, Johann ber Bestänbige von Sachsen, gab ihr bas Schloß 
Licht end urg an ber Elbe zum Wohnsitze. Von hier aus verkehrte sie 
viel mit Luther unb war oft in besten Hause. Joachim ließ feine Ge¬ 
mahlin jetzt in Ruhe unb erlaubte sogar später, baß seine Kinber sie öfter 
besuchen durften. Sieben Jahre lang lebte Elisabeth zurückgezogen unb 
kehrte erst nach Joachims Tobe (1535) in bie Mark zurück. Trotzdem 
Joachim I, sich von seinen Söhnen, Joachim II. unb Johann von Küstrin, 
geloben ließ, ber katholischen Kirche treu zu bleiben, traten biefe später 
boch zur lutherischen Lehre über. 
15. Kurfürst Joachim II. Hektar. 1535—1571. 
«eine Regierung. Nach bem Willen Joachims I. teilten feine 
eöhne Joachim unb J.ohann bas Lanb unter sich. Letzterer würbe 
Markgraf ber Neumark, nahm feinen Sitz in Küstrin unb wirb daher 
Krüger, Geschichte Preußens. y
	        
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