Full text: Vaterländische Geschichte

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in Berlin ein. Die Königsfamilie floh nach Königsberg. Hier erkrankte 
die Königin Luise. Da traf die Nachricht ein: „Die Franzosen kommen!" Sofort 
wollte die Königin die Stadt verlassen. Der Arzt erklärte aber, daß ihr die 
Reise den Tod bringen könne. Doch Luise sprach: „Ich will lieber in die 
Hände Gottes als dieser Menschen fallen!" So wurde sie im Januar 1807 
bei der heftigsten Kälte, bei Sturm und Schneegestöber in den Wagen ge¬ 
tragen. Sie wollte nach Memel fliehen. Die Reise ging über die Kurische 
Nehrung. Drei Tage und drei Nächte war die kranke Königin unterwegs. 
Die erste Nacht lag sie in einer armseligen Stube, wo die Fensterscheiben 
zerschlagen waren. Der Wind wehte den Schnee auf ihr Bett. Die Königin 
ertrug alle Leiden geduldig. 
Im Dezember 1809 konnte die Königsfamilie wieder nach Berlin zurück¬ 
kehren. Da freuten sich alle. Die Berliner schenkten der Königin einen 
neuen Wagen. Luise weinte vor Freude über die Liebe des treuen Volkes. 
d) Tod der Königin Luise. Im Sommer 1810 besuchte die Königin 
Luise ihren Vater in Strelitz. Hier stellte sich das schlimme Brustleiden 
wieder ein. Sie fühlte den nahen Tod und nahm Abschied von den Ihrigen. 
Ihre letzten Worte waren: „Herr Jesu, mach' es kurz!" Sie starb am 
19. Juli 1810. Das Volk weinte um die gute Königin, die für alle 
Preußen die „unvergeßliche" Königin Luise bleibt. Sie ruht im Mausoleum 
zu Charlottenburg. Ein berühmter Bildhauer hat ihre schöne Gestalt in 
weißen Marmor gemeißelt. Dieses Kunstwerk bedeckt ihr Grab. Vier edle 
Tote ruhen im Mausoleum: König Friedrich Wilhelm III. und seine Gemahlin 
Luise, Kaiser Wilhelm I. und seine Gemahlin Augusta. 
Fürst Blücher. Blücher stammte aus Rostock in Mecklenburg-Schwerin. 
Schon mit 15 Jahren wurde er Soldat. Er diente unter Friedrich dem 
Großen und unter Friedrich Wilhelm III. In den Befreiungskriegen kämpfte 
Blücher sehr tapfer. Er half die Schlachten an der Katzbach (26. August 1813), 
bei Leipzig (16., 18. und 19. Oktober 1813) und Waterloo (18. Juni 1815) 
gewinnen. Blücher wurde von den Soldaten „Marschall Vorwärts" genannt. 
Der König ernannte den tapferen Helden zum „Fürsten von Wahlstatt". In 
Krieblowitz bei Kanth hat „Vater Blücher" in den letzten drei Jahren seines 
Lebens den Sommer zugebracht. Sechs Jahre nach der Katzbach-Schlacht 
wurde er hier bestattet. 
König Friedrich Wilhelm IV. 
1840—1861. 
1. Dir preußische Verfassung. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts 
wünschte das Volk an der Gesetzgebung teilzunehmen. Preußen erhielt eine 
Verfassung. Das ist das Grundgesetz, nach dem Preußen regiert wird. (1850.) 
Danach werden die Gesetze in Preußen vom Könige und vom Landtage ge¬ 
geben. Der Landtag besteht aus dem Herrenhause und dem Hause der 
Abgeordneten. Die Mitglieder des Herrenhauses werden vom Könige auf 
Lebenszeit ernannt. Das Haus der Abgeordneten besteht aus 443 Ver¬ 
tretern des Volkes. Sie werden vom Volke auf 5 Jahre gewählt. Jeder 
unbescholtene Preuße vom 25. Jahre ab darf wählen. Zuerst werden die
	        
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