24
sie die ernste Seite des Lebens schon in der Jugend kennen lernen." 1810
starb die Königin Luise. Prinz Wilhelm war damals 13 Jahre alt. Er
hat die Todesstunde seiner geliebten Mutter nie vergessen. Im Jahre 1812
war Napoleons unglücklicher Krieg gegen Rußland. 1813 begann Preußen
die Befreiungskriege. Prinz Wilhelm durfte anfangs nicht teilnehmen, weil
er noch zu schwächlich war. Erst 1814 durfte der Prinz mit in den Krieg
ziehen. In der Schlacht bei Bar für Aube [sprich Bar sür Ohb) zeigte sich
der Prinz sehr mutig. Ein russisches Regiment war besonders tapfer.
Friedrich Wilhelm III. sagte zum Prinzen Wilhelm: „Reite einmal hin und
erkundige dich, welches Regiment so tapfer kämpft!" Ohne Furcht führte
Prinz Wilhelm den Befehl seines Vaters aus. Dafür erhielt er das Eiserne
Kreuz. Nach dem Kriege widmete sich Prinz Wilhelm voll und ganz dem
Militärdienste. Er wurde Oberst, dann General und zuletzt Kommandeur
des 3. Armeekorps.
Im Jahre 1829 vermählte sich Prinz Wilhelm mit Prinzessin Angusta
von Sachsen-Weimar. Das fürstliche Paar hatte zwei Kinder, einen
Sohn, den späteren Kaiser Friedrich III., und eine Tochter, die jetzige Gro߬
herzogin von Baden. Von 1858 ab übernahm Prinz Wilhelm für seinen
schwer erkrankten Bruder Friedrich Wilhelm IV. die Regierung. Als derselbe
1861 kinderlos starb, bestieg er als König Wilhelm I. den preußischen Thron.
2. Der Dänische Krieg. 1864. a) Veranlassung. Die Provinz
Schleswig-Holstein so groß als Schlesien) bestand früher aus zwei
Herzogtümern. Hier wurde meist deutsch gesprochen. Sie gehörten auch zu
Deutschland. Ihr Herzog war der König von Dänemark. Dieser wollte
Schleswig-Holstein dänisch machen. Das ließen Preußen und Österreich nicht
zu und erklärten den Dänen den Krieg.
b) Der Krieg. Das preußische und österreichische Heer zog im Februar
1864 nach Schleswig-Holstein. Die Dänen hatten bei dem Dorfe Düppel
Schanzen gebaut. Diese lagen auf einem Höhenzuge. Vor ihm waren tiefe
Gräben ausgehoben, die wieder durch Palisaden, Drahtgitter und andere
Hilfsmittel geschützt waren. Auf den Schanzen waren Kanonen aufgestellt.
In den Gräben waren die Dänen versteckt. Die Preußen unter Prinz
Friedrich Karl erstürmten am 18. April 1864 die Düppeler Schanzen.
Die Dänen mußten weichen. Sie flüchteten auf die Insel Alsen. Die
Preußen setzten aus Kähnen nach der Insel über und vertrieben die Dänen
auch von hier. Der Friede wurde zu Wien geschlossen. Die Dänen mußten
Schleswig-Holstein abtreten. Schleswig wurde von Preußen, Holstein von
Österreich verwaltet.
3. Krieg gegen Österreich. 1866. a) Veranlassung. Die Öster¬
reicher waren neidisch aus die Preußen. Mit diesen konnten sie sich nicht
einigen, wie Schleswig-Holstein verwaltet werden sollte. Deshalb kam es
1866 zum Kriege.
b) Der Krieg. Mit Österreich hatten sich die meisten deutschen Staaten
verbunden. Die Preußen zogen in drei Armeen nach Böhmen. Die Führer
waren: Kronprinz Friedrich Wilhelm, Prinz Friedrich Karl und
General Herwarth von Bittenfeld. Kronprinz Friedrich Wilhelm be¬
siegte die Österreicher bei Trautenau, Nachod und Skalitz. König
Wilhelm stand damals im 70. Lebensjahre. Trotzdessen aber wollte er nicht