Von d. Erhebg. Preußens z. Königreiche b. z. Gründg.d.neuenDeutschenReiches k. 39
tief erschüttert. In einem Briefe an seinen Vater bekannte er sein Unrecht,
bat um Verzeihung und versprach, wie ein treuer Sohn den Befehlen des
Königs zu folgen.
bj Der Vater söhnt sich mit seinem Sohne aus. Über die Sinnes¬
änderung seines Sohnes war der König hocherfreut und rief aus: „Mein
Sohn hat Gnade bei Gott gesucht und gefunden". Zu seinen Freunden nach
Berlin ließ ihn der Vater noch nicht kommen. Friedrich mußte vielmehr bei
der Kriegs- und Domänenkammer in Küstrin arbeiten, die Verwaltung, die
Ackerwirtschaft unb die Viehzucht kennen lernen. Erst zu der Hochzeitsfeier
seiner Schwester Wilhelmine durfte er nach Berlin zurückkehren. Um seiner
Familie eine Freude zu machen, ließ ihn der König heimlich nach Berlin
kommen und stellte ihn seiner Gemahlin mit den,28orten vor: „Da hast du
deinen Fritz wieder."
c) Friedrich vermählt sich mit Elisabeth von Braunschweig.
Aus den Wunsch seines Vaters vermählte sich Friedrich mit der Prinzessin
Elisabeth von Braunschweig, einer Dächte des Kaisers. Ter König kaufte ihm
das Schloß Rheinsberg bei Rnppin (im Regierungsbezirk Potsdam). Hier
verlebte Friedrich im Kreife feiner Freunde die schönsten Tage seines Lebens.
Er wurde auch ein braver Soldat und gewann das Vertrauen und die Liebe
seines Vaters immer mehr. Als er am Sterbelager seines Vaters kniete und
weinte, rief der König aus: „Mein Gott, ich sterbe zufrieden, weil ich einen
fo würdigen Nachfolger habe."
3. Regierungsantritt. Achtundzwanzig Jahre alt, kam Friedrich zur
Regierung. Sein Reich bestand damals:
1. ans der Mark Brandenburg,
2. aus Ostpreußen ohne Ermland,
3. aus der jetzigen Provinz Pommern ohne den Regierungsbezirk Stralsund,
4. aus einzelnen Stücken der heutigen Provinzen Sachsen, Westfalen und
Rheinprovinz.
a. Friedrichs erste Regierungszeit. Schon längere Zeit herrschte
große Teuerung im Lande. Da öffnete Friedrich die Vorratskammern des
Landes und gab feinem Volke das Getreide zu billigen Preisen. In allen
Provinzen legte er Vorratshäuser an und füllte sie mit Getreide aus dem
Auslande. Die Abgaben für Fleisch und Mehl hob er auf. Um die hohen
Fleifchpreife zu erniedrigen, ließ er die Hirsche und Wildschweine in den könig¬
lichen Forsten abschießen und gab ihr Fleisch für weniges Geld dem Volke.
Die Hexenprozeffe, die Folter und die grausamen Todesstrafen schasste
er ab.
In Glaubensfachen schrieb er schon im ersten Monat seiner Regierung an
den Rand einer Anfrage: „Die Religionen müssen alle geduldet werden."