Full text: Brandenburgisch-preußische Geschichte

21 
gleiche Rechte mit den Katholiken haben. Wenn aber 
fernerhin katholische Bischöfe oder Priester zum Pro¬ 
testantismus übertreten würden, so sollten sie ihr geist¬ 
liches Amt und ihre Einkünfte verlieren (Reservat). 
Der Kurfürst Joachim, sah in dem Vorgehen Luthers nur 
Aufruhr: denn er hatte die Überzeugung, daß nur in gesetzlicher 
Weise,, also durch den Papst und die Bischöfe, Verbesserungen in 
der Kirche dürften vorgenommen werden. Darum äußerte er einst 
iu Gegenwart des Kaisers: „Ich will lieber niederknieen und meinen 
Hals dem Nachrichter darbieten, als Gott und sein Evangelium 
verleugnen, falsche oder irrige Lehren annehmen oder solchen bei¬ 
pflichten." Als Karl V. 1530 zu Augsburg den Ständen befahl, 
alles, was Sakramente, Messe und Heiligenverehrung betreffe, beim 
Althergebrachten zu belassen, die Kirchen, Klöster uud Stifter in 
ihrem vorigen Stand wiederherzustellen und die in ihren Gebieten 
wohnenden Katholiken in keiner Weise zn bedrängen, da fügte 
Joachim hinzu, sie ^möchten den Reichstagsbeschluß annehmen und 
bedenken, wie viel Schaden der allgemeinen Christenheit und ins¬ 
besondere Deutschland erwachsen müsse, wenn sie durch keine Bitten 
sich dazu bewegen ließen. Aber bei aller Entschiedenheit in der 
©ctche war Joachim duldsam gegen die Personen. Während ringsum 
die Bauernaufstäude tobten, blieb in der Mark alles ruhig; denn er 
ließ sich nicht bewegen, einzelne ihres Glaubens wegen zu verfolgen. 
Ganz anderer Gesinnung als Joachim war seine Gemahlin 
Elisabeth. Dieselbe trat nicht allein selbst zum lutherischen Bekennt¬ 
nisse über, sondern sie ließ auch ohne Vorwissen des Vaters 
die Kinder heimlich in dem neuen Glauben unterrichten. Joachim 
erfuhr das durch eine seiner Töchter. Daß er darüber ties empört 
war, ist zu natürlich. Infolgedessen kam es zwischen den Ehegatten zu 
unangenehmen Austritten. Elisabeth fand es für gut, den Kurfürsten 
Zu verlassen (1528), auf einem sächsischen Schlosse Wohnung zu 
nehmen und ^von hier aus lebhaften Verkehr mit Luther zu 
unterhalten. Joachim aber, unwandelbar in seiner Treue zur katho¬ 
lischen Kirche, ließ vor seinem Ende seine beiden Söhne Joachim 
und Johann das feierliche Gelöbnis ablegen, gleichfalls treue Kinder 
der katholischen Kirche zu bleiben. 
Schließlich haben wir unter diesem Kurfürsten noch eine 
kleine Vermehrung seiner Lande zu erwähnen. Die Grafen von 
Ruppin hatten stets die Lehnshoheit der Markgrafen anerkannt. 
Mit dem Aussterben jener Familie (1524) fiel daher ihre Herrschaft, 
MU und Neuruppin, Wusterhausen und Gransee, an Brandenburg. 
Joachim starb 1535 und wurde im Kloster Lehnin beigesetzt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.