Full text: Brandenburgisch-preußische Geschichte

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6. Joachim II., „Sektor" (1535-1570). 
I. Unter der Regierung Karls Y. suchten wiederholt die 
Türken Teile des deutschen Reiches zn erobern. So waren dieselben 
unter Soliman II. auch 1532 in Österreich eingefallen und verwüsteten 
weithin das Land. Auf dem Reichstage zu Regensburg beschlossen 
die deutschen.Fürsten, dem Kaiser ein ansehnliches Heer zur Ver¬ 
fügung zu stellen. Joachim, damals noch Kurprinz, erhielt die Füh¬ 
rung des niedersächsischen Heerhaufens von 6000 Mann. Wenige 
Meilen vor Wien kam es 1533 zur Schlacht, in welcher die Türken 
eine empfindliche Niederlage erlitten. Diesen für die Deutschen glück¬ 
lichen Verlauf schrieb man allgemein der Tapferkeit Joachims zu. 
Infolgedessen wurde er angesichts des ganzen Heeres vom Kaiser 
zum Ritter geschlagen und fernerhin mit dem Beinamen „Hektar" 
ausgezeichnet. 
II. Aus seiner mehr als 30jährigen Regierungszeit sind ins¬ 
besondere folgende drei Ereignisse von großer Wichtigkeit: _ 
1. Joachim und der Herzog Friedrich II. von Liegnitz, Brieg 
und Wohlan bewirkten eine Doppelheirat ihrer Kinder und im An¬ 
schluß daran einen Erbvertrag. Danach sollten beim Aussterben des 
herzoglichen Mannesstammes die gesamten liegnitzschen Besitzungen 
an Brandenburg, und beim Aussterbeu der brandenburgischen 
Herrscherfamilie diejenigen Besitzungen dieser, welche böhmische Lehen 
waren,an die Herzöge von Liegnitz fallen. Weil jedoch dieser 
Vertrag ohne kaiserliche Genehmigung abgeschlossen war, erklärte 
Ferdinand I., welcher damals König von Böhmen war, denselben 
für ungültig, da der Herzog ein Vafall der Krone Böhmens sei. 
Friedrich der Große aber stützte auf diesen Vertrag seine Ansprüche 
auf Schlesien, nachdem 1675 die herzogliche Linie ausgestorben 
war und Österreich die betreffenden Landesteile an sich genommen 
hatte. 
2 Trotz des Versprechens, welches er seinem Vater gegeben 
hatte, trat Joachim im Jahre 1539 zu der Lehre Luthers über, 
indem er in der Schloßkirche zu Spandau das Abendmahl unter 
beiden Gestalten empfing; nur die Kurfürstin Hedwig blieb dem 
katholischen Glauben getreu. Dann veröffentlichte er einen Erlaß, 
wonach jedem seiner Unterthanen der Übertritt zu der neuen_ Lehre 
freistand und die Einrichtung des protestantischen Gottesdienstes in 
den Kirchen gestattet wurde. Viele Klöster (it. a. Lehnin) wurden 
aufgehoben; die Einkünfte der aufgehobenen kirchlichen Stellen wurden 
zum Staatsvermögen geschlagen, zur Schuldentilgung benutzt, dem 
i) Sommerfeld, Krossen, Züllichau und einige andere kleinere Besitzungen.
	        
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