Full text: Geschichte Deutschlands von der älteren Zeit bis zur Gegenwart

Meisters Rauch gingen, wie schon erwähnt, die Standbilder verschiedener 
Helden der Befreiungskriege hervor. Auf dem Kreuzberge in Berlin 
ließ der König ein Denkmal errichten, dessen Inschrift lautet: „Der 
König dem Volke, das ans seinen Ruf Gut uud Blut dem Vaterlande 
darbrachte, den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur An¬ 
erkennung, den künftigen Geschlechtern zur Nachahmung." Vom Bau¬ 
meister Schinkel ließ er einen prächtigen Tempel der Kunst, das 
alte Museum tu Berlin errichten, das im Geiste der griechischen Kunst 
hergestellt ist. 
Gemeinheitsteilungen. An vielen Orten uuseres Vaterlandes wurden 
noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Grundstücke eines Dorfes 
von den Bauern gemeinfchaftlich bewirtschaftet. Der Schulze oder Dorf¬ 
vorsteher bestimmte den Zeitpunkt, wann gepflügt, gefäet und geerntet 
werden mußte, und jeder Bauer hatte dann auf seiner in dem Gefamtacker 
liegenden Landfläche die Arbeiten auszuführen. Das Vieh aber wurde au 
einem bestimmten Tage auf die gemeinschaftliche Weide getrieben. Da aus 
diese Weise die einzelnen Bauern von einander sehr abhängig waren, so 
entstanden mancherlei Streitigkeiten, bis endlich in Preußen (1821) ein 
Gesetz gegeben wurde, nach welchem jedem Bauern eine bestimmte Land¬ 
fläche, die in dem Gemenge der Grundstücke lag, zur beliebigen Nutzung 
ein für allemal zugeteilt werden konnte, wenn dabei die gesetzlichen Vor¬ 
schriften inne gehalten wurden. Auf diese Weise ward die Einzelwirtschaft 
eingeführt, und in dem neuen Unabhängigkeitsverhältnis fühlte sich der 
Bauer wohler; ja er nutzte den Boden auch besser aus, uud seinem Eiser 
gelang es, aus dem Grundstück größere Ertrüge und Einnahmen zu erzielen, 
als in der Gemengewirtschaft. Bis in die Zeit Wilhelms I. ist die Ge¬ 
setzgebung über die Gemeinheitsteilung in allen Gebieten Preußens und 
des deutschen Reiches erweitert worden, und noch heute finden Gemeinheits¬ 
teilungen statt. 
Der Zollverein. Handel und Gewerbe suchte der König nach Mög¬ 
lichkeit zu heben. So gründete er mit den meisten deutschen Staaten einen 
Zollverein (1833). Schon seit Jahrhunderten hatte der große Übelstand 
geherrscht, unter dem der Handelsverkehr im Innern Deutschlands litt, 
daß säst bet jedem Schlagbaum, der ein Fürstentum von dem andern trennte, 
für die Handelswaren Abgaben (Zolle) errichtet werden mußten. Nach der 
Gründung des Zollvereins aber wurde eine folche Abgabe nur beim Ein¬ 
gänge der Waren in das Gesamt-Zollgebiet gezahlt, und dann konnten die 
Gegenstände ungehindert durch alle verbündeten Länder weitergeschasst 
werden. Diese Einrichtung entsprach zugleich in hohem Grade dem Streben 
des deutschen Volkes nach einer Einigung. Der König förderte auch den 
Bau von Chausseen. Ebenso wurde unter ihm die erste preußische Eisen¬ 
bahn, die Berlin-Potsdamer, angelegt und eröffnet. 
^ . @nbe des Königs. Sein Denkmal. Im Jahre 1840 wurde 
Friedrich Wilhelm III., der sich bis dahin der Gesundheit erfreut hatte, 
krank. Die Hoffnung auf Genesung schwand von Tag zu Tag, und endlich 
hauchte er feinen letzten Atem aus. Sein Wahlfpruch lautete: „Meine 
Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott." — Die Nachwelt setzte 
ihm verschiedene Denkmäler. Kaiser Wilhelm I. ließ ihm im Lustgarten 
zu Berlin ein Reiterstandbild in Bronze errichten, das von Wolfs modelliert 
in. Der König trägt die Uniform und den Hut eines Generals. An dem 
Granitsockel, der mit sinnbildlichen Figuren geschmückt ist, erblickt man in 
der Mitte das Bild der Borussia.
	        
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