Full text: Geschichte Deutschlands von der älteren Zeit bis zur Gegenwart

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Von Friedrich Wilhelm IV. bis zum dänischen Rrieae 
(1864). 
197. König Friedrich Wilhelm IV. 1840—1861. 
Seine Jugendzeit. Als Friedrich Wilhelm III. gestorben war, be¬ 
stieg dessen Sohn Friedrich Wilhelm IX. den preußischen Königsthron. 
Dreier war von seinen Eltern anss sorgfältigste erzogen worden. Als er 
noch ein Knabe war, schrieb seine Mutter, die Königin Luise, an ihren 
Vater: „Der Kronprinz ist voll Geist und Leben. Er hat vorzügliche 
Talente, die glücklich entwickelt und gebildet werden. Er ist wahr in allen 
seinen Empfindungen und Worten. Ich habe ihn sehr lieb und spreche ost 
mit ihm davon, wenn er einmal'König sein wird." Als er zum Jüngling 
herangewachsen war, und sein Vater in den Krieg gegen die Franzosen zog 
um Deutschland von Napoleons Gewaltherrschaft zu befreien, nahm der 
Kronprinz teil au den Befreiungskämpfen. In der Schlacht bei Groß- 
görschen führte er selbst eine Abteilung Soldaten und empfing hier die 
Feuertaufe. Rings um ihu sausten die Kugeln, uud als fein Begleiter zur 
Vorsicht mahnte, sprach er kaltblütig: „Wenn ihr euch fürchtet, sprengt 
Zurück! Ich halte bei den tapfern Leuten aus." Hierauf ritt ein General 
Zum Könige mit der Meldung: „Der Kronprinz wagt zu viel. Ich bitte 
um Ew. Majestät Befehle." Ruhig antwortete der König: „Mein Sohn 
thut weiter nichts als feine Schuldigkeit." 
Thronbesteigung. Nachdem Friedrich Wilhelm IV. Preußens Thron 
bestiegen hatte, fand in Königsberg die Huldigung statt. Hier sprach ev 
Zu den versammelten Ständen: „Ich gelobe hier vor Gottes Angesicht und 
vor diesen lieben Zeugen allen, daß ich ein gerechter Richter, ein treuer, 
barmherziger Fürst, ein christlicher König sein will. Ich will Recht und 
Gerechtigkeit mit Nachdruck üben, ohne Ansehen der Person; ich will das 
Gedeihen aller Stände mit gleicher Liebe umfassen, ein Wohlgefallen der 
Guten, eiu Schrecken der Frevler." In Berlin aber sagte er bei der 
Huldigung: „Ich will in allen Stücken so regieren, daß man in mir den 
Sohn des unvergeßlichen Vaters, der unvergeßlichen Mutter erkennen soll. 
Aber die Wege der Könige sind thränenreich, wenn Herz und Geist ihrer 
Völker ihnen nicht hilfreich zur Haud geheu." In seinem Wandel bekun¬ 
dete der König echte Frömmigkeit, und 
sein Wahlspruch lautete: „Ich uud 
mein Haus, wir wollen dem Herrn 
dienen." 
Friedrich Wilhelm IV. und sein 
Brnder. An seinem Bruder, dem 
Prinzen Wilhelm von Preußen, den wir 
später als deutschen Kaiser kennen lernen 
werden, hatte König Friedrich Wil¬ 
helm IV. die kräftigste Stütze. Wie 
sehr er dieses fühlte, geht aus der fol¬ 
genden kleinen Begebenheit hervor. Einst 
kehrte der König bei dem Besitzer des 
Jagdschlosses Falkenstein, das im Harz¬ 
gebirge liegt, ein. Bei dieser Gelegen¬ 
heit brachte ein junger Mann aus der 
Umgegend einen aus Elfenbein geschnitzten 
Kopf, der den damaligen Prinzen Äil- 
Fricdrich Wilhelm IV 
I
	        
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