— 20 —
und begnügten sich, alle Festungen und Heerstraßen der Römer diesseits
des Rheins zu zerstören und diesen Fluß wieder zur Grenze zwischen dem
freien Deutschland und dem Römerreich zu machen.
Armins Ende. Hermann war sortan bestrebt, seinem Volke die
Freiheit zu bewahren. Obgleich Germaniens, Drusus' Sohn, noch drei
Eroberungszüge in Deutschland machte und den Deutschen mancherlei Ver¬
luste bereitete, mußten die Römer es doch ausgeben, Germanien zu erobern.
Armin aber hatte unter seinen eigenen Verwandten große Neider und wurde
vou diesen verräterischer Weise ermordet. Noch lange nach seinem Tode
priesen ihn jedoch die Heldenlieder seines Volkes.
Das Hermannsdenkmal. Die dankbare Nachwelt hat dem Be¬
freier Deutschlands im Teutoburger Walde (unweit Detmold) ein würdiges
Denkmal gesetzt. Auf dem höchsten Gipfel des mächtigen Berges erhebt
sich ein turmartiger Bau, das Hermannsdenkmal. Das prächtige Stand¬
bild des großen Siegers schaut weithin in die deutschen Lande. Auf beiden
Seiten seines riesigen Schwertes stehen die Worte: „Deutschlands Einig¬
keit meine Stärke; meine Stärke Deutschlands Macht/' Der
Bildhauer Ernst Bändel war der Schöpfer und Erbauer dieses Denkmals.
18. Roms Ginstuß auf -ie Deutschen.
Handel. In den Städten, welche die Römer am Rhein und an der
Donau angelegt hatten, sahen die Deutschen neben mancherlei fremden Ein¬
richtungen auch viele Handelswaren aus fernen Ländern, die ihnen bis
dahin unbekannt geblieben waren. Allerlei Gold- und Silberschmuck, feine
Kleidung und südliche Weine gelangten durch die Römer auf dem Haudels-
wege nach Deutschland. Die römischen Kaufleute, welche bis zur Nord-
und Ostsee zogen, handelten Pserde und Rinder, Felle, Pelzwerke, Wolle,
Daunen und Wollengewebe ein. Nach Rom wurden Rauchfleisch, Honig,
Rüben, große Rettiche, Geflügel und Fische geliefert. Von der Ostsee holte
man den Bernstein, und das goldgelbe Haar der deutschen Frauen wurde von
den Römerinnen, welche sich mit demselben gern schmückten, teuer bezahlt.
Landwirtschaft und Gewerbe. An den Usern des Rheins und
der Mosel pflanzten die Römer Weinstöcke. Außerdem brachten sie edle
Obstbäume und Gartenfrüchte nach den Rheingegenden; auch der Ackerbau
wurde hier von ihnen vervollkommnet. Schon im ersten Jahrhundert
unserer Zeitrechnung hatte das untere Mainthal durch seine Ansiedelungen
ein freundliches Aussehen gewonnen. Unter Anleitung der eingewanderten
Römer rodeten die Ureinwohner Wälder aus und gewannen weite Strecken
für den Getreidebau. An vielen Stellen erhoben sich Meierhöfe, zum Teil
mit heizbaren Räumen ausgestattet, inmitten von Nußbaum- und Obst¬
pflanzungen. Bei Höchst am Main brannte man in großen Ziegeleien
Backsteine, Dachziegel und Thonröhren. In der Nähe von Wiesbaden war
sogar ein Silberbergwerk in Betrieb. Gegen das Ende des ersten Jahr¬
hunderts n. Chr. war das Gewerbe bereits soweit vorgeschritten, daß die
Römer in ihren Kastellen auf dem Taunus die Wohnhäuser mit Glas¬
scheiben und heizbaren Zimmern versahen. Daß viele dieser Neuerungen
sich auch nach andern Gegenden unseres Vaterlandes verbreiteten war na¬
türlich.
Einwirkungen des Söldnerdienstes. Da bei den freien Deutschen
der älteste Sohn das Landgrundstück des Vaters erbte, so war es Sitte,
daß die jüngeren Söhne sich im nächsten römischen Heere als Söldner an¬
werben ließen. Außerdem führte der deutsche Wandertrieb viele Jünglinge