Full text: Geschichte Deutschlands von der älteren Zeit bis zur Gegenwart

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mutmaßlich ein uralter Baum im Eggegebirge. Es wird auch berichtet, 
daß neben diesem Heiligtum eine Bildsäule Hermanns auf einer Mar¬ 
morsäule gestanden haben soll. Am Fuße der Jrmensul befand sich ein 
heiliger Brunnen, an dessen süßem Wasser mau sich erquicken konnte. 
In dem großen Raume des Nationalheiligtums wurde viel Gold und 
Silber aufbewahrt, mutmaßlich Beutestücke, die zur Weihe aus früherer 
oder späterer Zeit angehängt waren. Als die Franken dieses Heiligtum 
später zerstörten, brauchten sie drei Tage, um den geweihten Bezirk zu 
vernichten. — Einen Priesterstand hatten die alten Sachsen nicht. Auf 
eine Völkerschaft finden wir nur einen Priester mit zwei Gehilfen; denn 
für gewöhnlich war jeder Hausvater auch Priester in seinem Kreise. Es 
gab keine Tempel, sondern nur „Harne," d. h. im Walde eingeschlossene 
Räume mit Opserstätteu. Hier standen tausendjährige Eichen, nud rings 
umher befanden sich Plätze mit Sitzen. Dort wurden die Naturfeste ge¬ 
feiert, die stets fröhlicher Art waren und zu denen Mahlzeiten, Tänze 
und Gesänge gehörten. Als Opfer für die Ernte zündete man in den 
Ebenen und auf Bergen in der Nacht große Feuer an. — Zur Zeit 
Karls des Großen hatte der Sachsenstamm einen großen Widerwillen 
gegen das Christentum; denn wo dieser König siegreich ins Land einzog, 
brachte er dreierlei mit: einen zahlreichen Priesterstand, einen herrischen 
fränkischen Lehnsadel und einen Schwarm von Steuerbeamten. Da 
man also mit der Annahme des Christentums auch große Abgaben an 
die Kirche uud die Lehnsherrschaft zu entrichten hatte, woran die 
Sachsen nicht gewöhnt waren, so sahen sie in der Taufe nur das Zeichen 
der Knechtschaft. 
37. Karls Kriege. Seine Kaiferumr-e. 
Der Sachsenkrieg. 772—804. Karls Streben giug dahiu, die 
Sächselt zu unterwerfen und zum Christentum zu bekehren. Er drang da¬ 
her in ihr Land ein, eroberte die Eresburg au Der Diemel, vernichtete 
die Jrmenfnl, das Heiligtum der Sachsen, und besiegte das Volk. Um 
die Unterjochten für sich zu gewinnen, ließ er das Land durch einge¬ 
borene Edelleute, die er zu Grafen ernannte, verwalten. Auch wurden 
Missionare ausgesandt, welche in dem eroberten Gebiete christliche Kirchen 
gründeten. Doch bei günstiger Gelegenheit brach eine Empörung aus, und 
die christlichen Niederlassungen wurden zerstört. Karl unterdrückte den 
Aufstand und rächte sich durch Hinrichtung von 4500 Sachsen. Durch dieses 
blutige Strafgericht wurde das Volk ungemein erbittert, und es kam fort¬ 
gesetzt zu Empörungen und Kriegen. Zur Wahrung des Friedens siedelte 
Karl viele Sachsen gewaltsam in andern Gegenden des Reiches an. So entstan¬ 
den Sachsenhausen bei Frankfurt a. M., Sachfenheim bei Würzburg, 
Sachsenbnrg au der Unstrut und andere Orte. Der gefährlichste Gegner 
der Frauken war der sächsische Herzog Wittekind. Von glühendem Haß 
gegen die Feinde seines Vaterlandes erfüllt, kämpfte er rastlos für die 
alten Götter. Als er jedoch endlich die steigende Not feines Volkes fah, 
zweifelte er an der Macht der Götter. Da Karl ihn nun nach langen 
Kriegen zu einem Friedensgefpräch einlud, erschien der tapfere Held mit 
andern sächsischen Häuptlingen im Frankenlager. Karl empfing ihn mit 
hohen Ehren und sprach mit ihm von der Lehre des Heils so weise und 
eindringlich, daß Wittekind mit vielen Edeln die Taufe annahm und 
nicht mehr gegen die Franken kämpfte. Um die Sachsen im Christen-
	        
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