14. Der dreißigjährige Krieg. 177
zu Lehen nahm. Ja, sogar Regensburg fiel in die Hände Bernhards,
ohne daß Wallenstein zur Rettung oder Wiedergewinnung dieses besten
Platzes in Bayern etwas that. Dagegen trat er mit den Feinden in
geheime Unterhandlungen. Er soll nach der Krone Böhmens gestrebt
und beabsichtigt haben, im Verein mit den protestantischen Fürsten den
Kaiser zu einem Frieden zu zwingen, der die Freiheit des evangelischen
Bekenntnisses gewährleistete. Vor allem suchte er sich der Treue seines
Heeres zu versichern. In Pilsen klagte er vor den versammelten Obersten
über ungerechte Behandlung von seiten des kaiserlichen Hofes und erklärte,
daß er den Oberbefehl niederzulegen beabsichtige. Sie aber drangen in
ihn, von seinem Vorhaben abzustehen, und verpflichteten sich eidlich, sich
von ihm nicht zu trennen und ihn beim Oberbefehl zu erhalten. Wallen¬
steins geheime Feinde, besonders der Italiener Piccolomini, der sein ganzes
Vertrauen besaß, berichteten diese Vorgänge dem Kaiser. Dieser entzog
durch ein an den Grafen Gallas gerichtetes Patent dem dringend ver¬
dächtigen Generalissimus den Oberbefehl und übertrug denselben auf
Gallas, der Wallenstein und feine Anhänger tot oder lebendig einliefern
sollte. Der neue Befehlshaber vergewisserte sich erst der Ergebenheit
der Hauptführer der Truppen und veröffentlichte sodann in Prag die
kaiserlichen Erlasse. Auf die Kunde hiervon beschloß Wallenstein, den
geplanten Übertritt zum Feinde auszuführen, und zog mit einigen ihm
treu gebliebenen Obersten und ihren Regimentern nach der Festung
Eger, um bort seine neuen Verbündeten zu erwarten. Aber der mit
ihm gegangene^ Oberst Butler*) war ein falscher Freund. Er ließ am
Abende des 25. Februar 1634 durch seine Dragoner die Vertrauten 1634
Wallensteins bei einem Faschingschmause niedermachen, ben Generalissimus
selbst im Schlafgemach überfallen unb ermorben.
f) Der Friede zu Prag (1635). Nach bem Tobe Wallensteins mußte
Gallas ben Oberbefehl an ben ältesten Sohn bes Kaisers abgeben, ber
als Ferbinanb III. nachmals selbst ben Thron bestiegen hat, blieb aber
bessen Berater. In ber Schlacht bei Nörblingen erlitten am 17. Sep¬
tember 1634 bie Schweben eine völlige Nieberlage, burch welche bie
kaiserliche Partei bas vor genau brei Jahren verlorene Übergewicht
wiedergewann. Der Kurfürst von Sachsen schloß infolgebeffen 1635 1635
mit bem Kaiser zu Prag einen Frieben, burch ben er bie in seinem
Pfandbesitz besinblichen Lausitzen erb- unb eigentümlich erhielt. Georg
Wilhelm von Branbenburg unb bie meisten ber übrigen protestantischen
Fürsten traten bem Frieben bei.
Schwedisch-französische Periode (1635—1648). Der Krieg schien
seiner Beenbigung nahe, ba bas erschöpfte Schweben ber vereinigten
Macht bes Kaisers unb ber Fürsten unmöglich gewachsen war. Daß
die verheerende Kriegsflamme noch durch dreizehn Jahre unser Vaterland
heimsuchte, ist bie Schuld Frankreichs. An ber Spitze ber Regierung
*) Sprich: böttler.
Tschauder u. Richter, Hilfsbuch. 12