Full text: Hilfsbuch für den Unterricht in der Geschichte

1. Entwickelung der Mark Brandenburg bis auf den Großen Kurfürsten. 181 
Freundschaft. Derselbe war Christ und wollte es verhindern, daß nach 
seinem Tode sein Land an einen heidnischen Verwandten fiele. Darum 
übergab er die Zauche, eine Landschaft südlich von der Havel, zwischen 
Nuthe und Plaue, an Albrecht, als er dessen Söhnchen aus der Taufe 
hob. Außerdem setzte er denselben zum Erben seiner übrigen Besitzungen 
ein. Seither nannte sich Albrecht „Markgraf von Brandenburg". 
Nach dem Tode Pribislaws nahm er das Havelland in Besitz und be¬ 
hauptete dasselbe gegen den heidnischen Fürsten Jaczo*), eiueu Ver¬ 
wandten des Erblassers. Derselbe hatte unter den heidnischen Wenden 
zahlreichen Anhang und bemächtigte sich während Albrechts Abwesenheit 
der Feste Brandenburg. Doch Albrecht eilte herbei, eroberte den Platz 
zurück und zwang Jaczo zur Flucht. (Sage vom Schildhorn.) 
Die Wenden. Von ihrenwestlichen Nachbarn, den Deutschen, unterschieden 
sich die Wenden schon durch ihr Äußeres. Sie waren von mittlerer Körpergröße, 
die Hautfarbe ging ins Braungelbe, Augen und Haare waren braun. Ihre Be¬ 
schäftigung war Ackerbau und Viehzucht, Jagd und Fischerei. Auch verstanden 
sie die Bienenzucht, den Obstbau, die Weberei und trieben Handel. Dörfer und be¬ 
festigte Städte waren ihre Wohnsitze. Daß die Ausgangspunkte der letzteren in 
vielen Fällen Burgen (Gards) gewesen sind, daran erinnern jetzt noch Ortsnamen, 
wie Stargard, Belgard u. a. Die Wenden waren tapfere Krieger, verabscheuten 
Lüge und Diebstahl, übten die Tugenden der Gastfreundschaft und Mäßigkeit. Die 
Frau galt als Sklavin des Mannes. Nach der herrschenden Sitte mußte sie beim 
Tode desselben gleichfalls sterben. Altersschwache Leute ließen sich von ihren Kindern 
den Tod geben, da nur die eines blutigen Todes Gestorbenen aus die Freuden des 
Jenseits Anspruch hatten. Die Leichen wurden verbrannt. Die Asche derselben 
ward mit allerlei Schmucksachen in thönernen Urnen an gemeinsamen Begräbnis¬ 
stätten beigesetzt. 
Die Religion der Wenden war das Heidentum. Sie glaubten an einen 
Gott des Lichtes, Belbog, von dem alles Gute kam, und einen Gott der Finsternis 
(Czernybog), der als Urheber des Bösen galt. Große Verehrung genoß auch der 
Kriegsgott Radegast; in seinem Haupttempel zu Rethre (bei Hohen-Zieritz in Mecklen- 
burg-Strelitz) bluteten nicht selten Menschenopfer. Der dreiköpfige Triglas, der Herr 
des Himmels, der Erde und der Unterwelt, hatte zu Brandenburg seinen Haupttempel. 
Die Priester standen in hohem Ansehen; ihre Aussprüche galten wie Orakel. Das 
staatliche Leben beruhte aus patriarchalischer Grundlage. Der Familienvater war 
unumschränkter Gebieter über die Seinen. Die versammelten Familienoberhäupter 
berieten die Angelegenheiten der Gemeinde, wählten Richter (Pans) und Heerführer 
(Woirooden)._ Mit der Zeit bildete sich ein erblicher Adel, dessen Häupter Knäsen 
(Fürsten) hießen, während viele einst freie Bauern zu leibeigenen Knechten herabsanken. 
Erlangung der Reichsunmittelbarkeit (1142). Während Albrecht 
sich im Wendenlande einen neuen Herrschersitz schuf, erwiesen seine Hoff¬ 
nungen auf das Herzogtum Sachsen sich als trügerisch. Doch wurden 
seine mehrjährigen Kämpfe wenigstens für seine Machtstellung in dem 
neu erworbenen Wendenlande von Bedeutung, indem er auf dem Reichs¬ 
tage zu Frankfurt a. M. 1142 die volle Herzogsgewalt für seine rechts- 1142 
elbischen Erwerbungen erhielt. Auf letztere gründete sich also seine 
Stellung als unmittelbar unter dem Kaiser stehender Reichsfürst. (S. 125.) 
Kaiser Friedrich Barbarossa verband mit der Markgrafschaft Brandenburg 
die Erzkämmererwürde, die bisher an Schwaben, seinem eigenen 
Herzogtum, gehastet hatte. 
Sprich: jatscho.
	        
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