1470
bis
1486
1486
bis
1499
1499
bis
1535
190 D. Aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte.
d) Joachim I., |U|tor (1499—1535).
Albrecht Achilles (1470—1486) erhielt seinen ehrenden Beinamen wegen
der glänzenden Tapferkeit, durch die er dem viel gepriesenen Helden der griechischen
Sage glich. Oftmals trug er auf Turnieren den Preis davon, der Kampf war
seine Lust, das ganze Reich war voll des Ruhnies seiner Heldenthaten und seiner
glänzenden Hofhaltung auf der Kadolzburg. — Den pommerschen Krieg beendete er
durch den Prenzlauer Vertrag, in welchem er sich zwar mit der Abtretung einiger
Grenzorte begnügte, aber die brandenburgische Oberlehnshoheit erneut zur Anerkennung
brachte. An der schlesischen Grenze erweiterte er das brandenburgische Gebiet (1482)
durch die Erwerbung des Herzogtums Krossen. Dasselbe kam damals nur als
Unterpfand für die Heimsteuer seiner Tochter Barbara, der jugendlichen Witwe eines
Herzogs von Groß-Glogau und Krossen, in seinen Besitz, ist aber später endgültig
mit Brandenburg vereint worden. Von Wichtigkeit für die Entwickelung des Kur¬
fürstentums zu künftiger Größe ward die von ihm erlassene ^DispositioAchillea61,
das hohenzollernsche Hausgesetz. Danach darf die Mark nie geteilt werden, sondern
geht unverkürzt auf den ältesten Sohn des jedesmaligen Herrschers über. Die beiden
fränkischen Fürstentümer bilden das Erbteil jüngerer Prinzen.
Johann Cicero (1486—1499) verdankt seinen Beinamen seiner Fertigkeit und
Gewandtheit im Gebrauch der lateinischen Sprache. Die unter der Regierung seines
prachlliebenden Vaters entstandenen Schulden tilgte er unter Zuhilfenahme des Er¬
trags einer neu eingeführten Biersteuer. Seine Sparsamkeit ermöglichte ihm noch
den Ankauf der früher zur Lausitz gehörigen Herrschaft Zossen. Unter seiner Re¬
gierung erhielt die Mark die erste Buchdruckerei und die erste Apotheke.
Strenge gegen die Raubritter. Joachim I., Nestor, war erst
15 Jahre alt, als er die Regierung antrat. Da glaubten denn viele
vom Adel der Mark, in dem die Lust zu Raub und Plünderung noch
immer nicht erloschen war, ihre Zeit sei wieder gekommen. Das Raub¬
rittertum lebte erneut auf. Damals betete wohl der Bauer, der die
Ernte barg, der Kaufmann, der die Reise antrat, das Sprüchlein:
„Vor Köckeritz und Lüderitz,
Vor Krachte und vor Jtzenplitz,
Behüt uns, lieber Herre Gott!"
Die Räuber Hatten sich jedoch in dem jugendlichen Kurfürsten
getäuscht. Da seine Abmahnungen und Verbote wirkungslos blieben,
schritt er mit Strenge ein. Ein Ritter aus seinem Hofstaate, der ver¬
mummt bei Nachtzeit einen Berliner Kaufmann aus der Landstraße
ausgeraubt hatte, mußte seine Unthat mit dem Tode büßen. Noch gegen
70 andere Landbeschädiger, darunter die Mehrzahl vom Adel, wurden
binnen einem Jahre durch ausgesandte Reiter ergriffen und ohne weiteres
an den Bäumen der Landstraße aufgeknüpft. Ein Oheim des jungen
Kurfürsten machte diesem Vorstellungen, nicht also gegen den Adel des
eigenen Landes zu wüten. Er aber erwiderte: „Adelig Blut habe ich
nicht vergossen, sondern nur Schelme, Räuber und Mörder Hinrichten
lassen. Wären dies redliche Edelleute gewesen, so hätten sie kein Ver¬
brechen begangen." Wohl erwarb Joachim sich durch sein Verfahren
den Dank der Bauern und Bürger, aber die Übelgesinnten vom Adel
haßten ihn um so mehr. Einer von ihnen soll sogar an die Thüre seines
Schlafgemaches geschrieben haben:
„Jochimken, Jochimken, hüte dich!
Fangen wir dich, so hangen wir dich!"