8. Alexander der Große. 19
befreundeter Schauspieler, den er um Rat fragte, zeigte ihm, daß Gelehrsamkeit
allein noch keinen Redner mache. Demosthenes hatte eine zu schwache Stimme,
konnte das R nicht aussprechen, pflegte auch beim Reden tit lächerlicher Weise Mit
den Schultern zu zucken. In mehrmonatlicher Zurückgezogenheit überwand der
eiserne Wille des Demosthenes alle diese Hindernisse. Als er wieder als Redner
auftrat staunte das Bolk. Aber mit der schwer errungenen Kunst wollte Demosthenes
zunächst und vor allem dem Vaterlande dienen. Darum warnte er die Athener
unaufhörlich vor dem schlauen Maeedonier und wies aus die Gesahr hin, die Griechen¬
land von Macedouien drohte. Aber es war alles vergeblich; Philipp hatte es ver¬
standen, einen andern athenischen Redner durch Bestechung für sich zu gewinnen, und
das athenische Bolk überließ sich gar zu gern der gewohnten bequemen Sorglosigkeit.
Schlacht bei Chäronea. (338 v. Chr.). Gegen die Lokrer von
Amphissa war im Jahre 339 der „heilige Krieg" erklärt worden, und
Philipp erhielt den Oberbefehl über das „heilige Heer". Die Lokrer
waren rasch überwältigt; Philipp kehrte jedoch nach Beendigung des
Krieges nicht nach Macedonien zurück, sondern besetzte sogar noch einen
festen Platz in Mittelgriechenland. Nun endlich erkannten die Griechen
die ihnen drohende Gefahr, aber zu spät. Auf das Betreiben des
Demosthenes kam ein Bündnis zwischen Theben und Athen zu stände,
aber das griechische Heer erlag in der Schlacht bei Chäronea dem
kriegsgeübten macedonischen.
Griechenlands Freiheit war für immer dahin. Doch behandelte
Philipp die Besiegten mit kluger Mäßigung. Alle griechischen Städte
behielten ihre Verfassung; Philipp begnügte sich damit, daß ihn die
Griechen auf einer großen Versammlung zn Korinth zum Oberfeldherrn
gegen die Perser wählten. Den Krieg gegen diese bezeichnete er als das
wahre Ziel all seiner bisherigen Unternehmungen. Er rüstete denn auch
nunmehr mit aller Macht, wurde aber noch vor Beginn des Zuges nach
Asien oon einem Hauptmann seiner Leibwache aus Privatrache ermordet.
8. Alexander der Kroße (336—323 v. Chr.).
Alexanders Jugend. Alexander, Philipps Sohn und Nachfolger,
war 20 Jahre alt, als er den macedonischen Thron bestieg. Schon früh
hatte er sich durch ungewöhnliche Geistesgaben ausgezeichnet. Diese ent¬
falteten sich unter der Leitung seines berühmten Erziehers Aristoteles
aufs glücklichste. Er war eingeweiht in griechische Kunst und Wissen¬
schaft und schätzte altgriechische Tugend hoch. Seine Lieblingslektüre
waren die Gesänge Homers; ein Held zu werden, wie Achilles, war
fein sehnlichster Wunsch. — Schon als Knabe zeigte er glühende Be¬
gierde nach ruhmwürdigen Thaten. „ Mein Vater wird mir nichts zu
erobern übrig lassen!" klagte er, wenn Nachrichten von einem neuen
Siege Philipps einliefen.
Alexander und die Griechen. Kaum hatte sich die Nachricht von
Philipps Tobe verbreitet, als bie Griechen, angefeuert burch Demosthenes,
sich tuieber unabhängig machen wollten. Aber Alexanber erschien mit
starker Heeresmacht in Griechenlanb unb zerstörte bas am meisten Wiber-