fullscreen: Für Oberklassen (Stufe 3)

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225. Barbarossa. 
1. Der alte Barbarossa, 
Der Kaiser Friederich, 
Im unterird'schen Schlosse 
Hält er verzaubert sich. 
2. Er ist niemals gestorben, 
Er lebt darin noch jetzt; 
Er hat im Schloß verborgen 
Zum Schlaf sich hingesetzt. 
3. Er hat hinabgenommen 
Des Reiches Herrlichkeit 
Und wird einst wiederkommen 
Mit ihr, zu seiner Zeit. 
4. Der Stuhl ist elfenbeinern, 
Darauf der Kaiser sitzt: 
Der Tisch ist marmelsteinern, 
Worauf sein Haupt er stützt. 
226. Der Graf 
1. Zu Aachen in seiner Kaiserpracht 
Im altertümlichen Saale 
Saß König Rudolfs heilige Macht 
Beim festlichen Krönungsmahle. 
Die Speisen trug der Psalzgras 
des Rheins, 
Es schenkte der Böhme des perlen¬ 
den Weins, 
Und alle die Wähler, die sieben, 
Wie der Sterne Chor um die Sonne 
sich stellt, 
Umstanden geschäftig den Herrscher 
der Welt, 
Die Würde des Amtes zu üben. 
2. Und rings erfüllte den hohen Balkon 
Das Volk in freud'gem Gedränge, 
Laut mischte sich in der Posaunen 
Ton 
Das jauchzende Rufen der Menge; 
Denn geendigt nach langem, ver¬ 
derblichem Streit 
War die kaiserlose, die schreckliche 
Zeit, 
Und ein Richter war wieder auf 
Erden. 
5. Sein Bart ist nicht von Flachse, 
Er ist von Feuersglut, 
Ist durch den Tisch gewachsen, 
Worauf sein Kinn ausruht. 
6. Er nickt als wie im Traume, 
Sein Aug' halb offen zwinkt; 
Und je nach langem Raume 
Er einem Knaben winkt. 
7. Er spricht im Schlaf zum Knaben: 
„Geh' hin vor's Schloß, o Zwerg, 
Und sieh', ob noch die Raben 
Herfliegen um den Berg. 
8. Und wenn die alten Raben 
Noch fliegen immerdar, 
So muß ich auch noch schlafen 
Verzaubert hundert Jahr'." 
von Habsburg. 
Nicht blind mehr waltet der eiserne 
Speer, 
Nicht fürchtet der Schwache, der 
Friedliche mehr, 
Des Mächtigen Beute zu werden. 
3. Und der Kaiser ergreift den goldnen 
Pokal 
Und spricht mit zufriedenen Blicken: 
Wohlglänzetdas Fest,wohlpranget 
das Mahl, 
Mein königlich Herz zu entzücken; 
Doch den Sänger vermiß' ich, den 
Bringer der Lust, 
Der mit süßem Klang mir bewege 
die Brust 
Und mit göttlich erhabenen Lehren. 
So hab' ich's gehalten von Jugend 
an, 
Und was ich als Ritter gepflegt 
und gethan, 
Nicht will ich's als Kaiser entbehren. 
4. Und sieh', in der Fürsten umgeben¬ 
den Kreis 
Trat der Sänger mit langem Ta¬ 
lare;
	        
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