Bilder aus der deutschen Geschichte.
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waren lasterhafte, träge Herrscher unb kümmerten sich nicht um bie Regierung.
Das Regieren überließen sie ben Hausmeiern. Die Hausmeier waren an¬
fangs Vorsteher bes königlichen Hauses unb ber königlichen Güter, so bann
Vertreter bes Königs, zuletzt eigentliche Herrscher bes Lanbes.
4. Die Vorfahren Karls bes Großen. Drei Hausmeier Austrafiens
würben bie berühmtesten. Sie hießen:
1. Pipin ber Mittlere (von Heristal),
2. Karl ber Hammer (Martell),
3. Pipin ber Kleine.
Der erste geriet in einen Kampf mit bem Könige von Neustrien, besiegte
ihn unb würbe Herrscher von Nenstrien unb Austrasien. Ter zweite be¬
freite Europa von einer großen Gefahr. Er schlug nämlich bie Araber im
Jahre 732 zwischen Tours unb Poitiers (sprich: Tuhr — Poatje). Der
britte würbe au Stelle bes letzten Nachkommen Chlobwigs im Jahre 751 zum
Könige ber Franken ausgerufen unb vom Papste gesalbt. Vor seinem Tobe
teilte er sein Reich unter seine beiben Sohne Karlmann unb Karl. Schon
nach brei Jahren starb Karlmann, uub Karl würbe Alleinherrscher aller Franken.
Körperstärke Pipins des Kleinen.
Einst hörte Pipin der Kleine, daß die Heerführer ihn heimlich geringschätzten.
Da befahl er einen furchtbar großen Stier vorzusühreu und einen wilden Löwen gegen
ihn loszulassen. Dieser stürzte wütend auf den Stier los, ergriff ihn am Nacken und
warf ihn zu Boden. Da sagte der König zu den Umstehenden: „Reißt doch den Löwen
vom Stiere, oder tötet ihn auf jenem!" Sie sahen sich untereinander an, vermochten
aber kaum die Worte herauszubringen: „Herr, kein Mensch ist auf der Erde, der das
zu unternehmen wagte." Ta erhob sich Pipin von seinem Throne, zog das Schwert
und hieb durch den Hals des Löwen den Kopf des Stieres von den Schultern. Dann
steckte er das Schwert in die Scheide und setzte sich auf seinen Thron mit den Worten:
„Scheint es euch jetzt wohl so, als könnte ich euer Herr sein?"
§ 5. Karl der Große, von 768 öis 814.
Karl war ber gewaltigste Herrscher bes Mittelalters. Er war groß als
Krieger, als Gesetzgeber uub als Bilbner seines Volkes. Schon von
seinen Zeitgenossen toitrbe er ber Große genannt.
1. Er unterwirft bie Sachsen. Die Nachbarn ber Franken waren
bie Sachsen, ein heibnisches Volk, bie oft in bas Frankenlanb einfielen,
raubten unb pliinberten. Am gefährlichsten war ihr Herzog Wibnkinb. Aus
einem Reichstage zu Worms würbe beschlossen, die Sachsen zu unterwerfen
unb zum Christentum zu bekehren. Aber ber Krieg war nicht leicht unb
dauerte mit Unterbrechung 26 Jahre. Karl mußte gegen bie Sachsen fünf
Felbzüge unternehmen. Nach Veenbigung bes brüten Felbznges hielt er einen
Reichslag zu Paberborn ab. Dort erschienen viele Häuptlinge, gelobten Treue