XIII
Doch hier ist nun das Büchlein, welches dem Ge¬
dächtnisse des größten und vortrefflichsten Mannes gewid¬
met ist. Man wird bei seiner Lektüre die Taten des
Königs bewundern, außerdem sich aber darüber verwun¬
dern, daß ich als Deutscher, der mit der lateinischen
Sprache nur sehr wenig vertraut ist, schön und geschmack¬
voll schreiben zu können glaubte und so vermessen war,
das Wort Ciceros im ersten Buche der Tusculanen *) über
die lateinischen Schriftsteller unbeachtet zu lassen: „Seine
Gedanken schriftstellerisch zu verwerten, ohne sie auch
nur ordnen oder deutlich fassen und ohne durch irgend¬
welche Reize der Darstellung den Leser fesseln zu können,
das heißt Zeit und Schrift zwecklos gebrauchen."
Mich hätte das Wort des großen Redners vom
Schriftstellern abhalten können, hätte es nicht schon
vorher bei mir festgestanden, lieber das Urteil der Welt
über mich ergehen zu lassen und den Ruf meines Talents
aufs Spiel zu setzen, als in schonender Rücksicht auf
mich selbst das Lebensbild eines solch erhabenen Mannes
ungeschrieben zu lassen. —
Allzu bescheiden urteilt der Verfasser über sich; denn
in Wirklichkeit trug die vollendete Form nicht weniger
als der ansprechende Inhalt der Schrift dazu bei, daß sie
sofort die allgemeine Aufmerksamkeit und Bewunderung
auf sich lenkte. Etwas Ähnliches hatten die germanischen
\ ölker noch nicht hervorgebracht, und deshalb ist es um
so erklärlicher, wenn das Verkchen jahrhundertelang zu
den beliebtesten und gelesensten Büchern gehörte^).
V alafrid, der Abt von Reichenau3), schrieb dazu
jenes \\ert\olle \ orwort, dem wir die wichtigsten Nach-
'1 Sie haben ihren Namen von dem bei Tusculum ge¬
legenen Landgute Ciceros.
') Noch jetzt sind mehr als 80 Handschriften erhalten
') 842—849: er war Schüler d. berühmten RabanusMaurus.