§ 8. Ägypten.
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belebenden Wärme der Sonne, und ein symbolischer Tierkultus ent¬
wickelte. In Memphis wurde Pt ah als oberster Gott verehrt, der
„Vater der Väter der Götter" (Apisstier), in Ou oder Heliopolis R a
(Sperber), die in der Sonne geoffenbarte lebengebende Kraft der Gottheit,
welcher später mit den meisten Orts- und Stammgöttern in Beziehung
gesetzt, so besonders mit dem zu Theben angebeteten Ammon (Amun)
verbunden wurde (Widder). Die Göttin Nei'th zu Sais, die her¬
vorbringende Natur, stellten die Griechen wegen ihres nächtlichen Lampen¬
festes der Athene gleich. Der späteren Zeit entstammte der Mythus
vom Osiris und der Isis. Osiris, die fruchtbringende Naturkraft, wird
von dem bösen Typhon (Set), der Dürre und dem glühenden
Wüstenwinde, getötet und in den Nil geworfen, wehklagend sucht ihn seine
Gemahlin Isis, die Erde (Kuh), und begräbt den gefundenen Leich-
nam. Sein SohnHorus (Frühlingssonne) rächt ihn an Typhon. Osiris
herrscht auferstanden in Amenthes, der Unterwelt, über die Seelen
der Verstorbenen. Des Horus Gemahlin ist die Liebesgöttin Hathor.
Osiris allein wird nie in Tiergestalt gebildet.
Die Fortdauer der Seele war an die Erhaltung des Leibes ge¬
knüpft, und diese Lehre führte zur Einbalsamierung und Aufbewahrung
der Mumien in Grabkammern und Pyramiden. Neben diesen gewal¬
tigen Grabdenkmälern der Könige wurden durch mächtige Thorgebäude
geschmückte Paläste und Tempel mit säulenumschlossenen Höfen und
zahlreichen Sälen und Kammern errichtet. Obelisken, Spitzsäulen
aus einem Stein, sind Weihgeschenke für Ra, Sphinxe Symbole
der Gottheit.
Gegen das Ausland schlossen sich die Ägypter ab, ihr ganzes
Leben war eigenartig durch strenge Ritualgesetze bestimmt. Der
König (Pharao) galt als der irdische Gott und Herr aller Dinge,
dessen Lebensweise einem weitläufigen Ceremoniell unterlag; zu seinem
Unterhalte diente ein Drittel des Landes. Das zweite Drittel war
das Eigentum der Priest er käste, deren angesehenste Heiligtümer zu
Memphis (Ptah), Theben (Antun) und Heliopolis (Ra) lagen. Die
Priester befanden sich allein im Besitz aller Weisheit, sie waren die
Gelehrten, Ärzte, Richter und Künstler, jedoch artete ihr mächtiger
Einfluß nie zu einer wirklichen Priesterherrschaft aus. Die Krieger¬
kaste, ein angesiedelter Soldatenstand, kein ritterlicher Adel, betrieb
auf kleinen Bauerngütern die Bodenkultur des letzten Drittels von
Ägypten, mußte sich daneben häufig in den Waffen üben und wurde
nur für den Kriegsfall in Zeughäusern ausgerüstet. Gewerb -