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25. Kapitel.
Er war ein Meister der Rede, verstand es auch, seine
Gedanken klar und verständlich zum Ausdruck zu bringen.
Neben seiner Muttersprache wollte er auch fremde
Sprachen beherrschen. Mit dem Lateinischen gelang ihm
dies auch; denn er bediente sich dieser Sprache ebenso
geläufig wie der fränkischen. Das Griechische verstand er
zwar, konnte es aber nicht sprechen. Sprachkenntnis in
Verbindung mit seiner angeborenen Redegewandtheit
ließen ihn fast als Lehrer von Beruf erscheinen.
Der Kunst und Wissenschaft lag er selbst mit
Eifer ob; ihre Vertreter hielt er hoch in Ehren und bewies
sich ihnen erkenntlich. Der greise Diakon Peter von Pisa
unterrichtete ihn in der Grammatik, wogegen sein Lehrer
in den übrigen Wissenszweigen der Diakon Albinus, mit
dem Beinamen Alkuin, war. Dieser Mann von geradezu
umfassender Gelehrsamkeit stammte aus einer sächsischen
Familie Britanniens. Weder Zeit noch Mühe scheute der
König, unter dessen Anleitung rhetorische, dialektische und
vor allem astronomische Studien zu treiben. Diese ver-
an]aßten ihn auch, sich der Mathematik zuzuwenden, so
daß er mit Aufwand von Scharfsinn und Sorgfalt den Lauf
der Gestirne berechnen konnte. In seinem Eifer, die Schreib¬
kunst zu erlernen, ging er so weit, daß er sogar auf Reisen
Tafeln und Pergamentblätter mit sich führte und im Bette
unter dem Kopfkissen liegen hatte, um in schlaflosen Stunden
seine Hand an das Malen von Buchstaben zu gewöhnen.
W eit brachte er es freilich in dieser Kunst nicht, da er zu
spät damit begonnen hatte.
26. Kapitel.
Der christlichen Religion, in der er erzogen worden
war, brachte er große Ehrfurcht und viel Liebe entgegen.
W ie hätte ei auch sonst das prächtige Gotteshaus in