Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte

es ihnen möglich war, mit ihnen beschäftigt. Der Vater scherzte mit 
ihnen, spielte mit ihnen, wie es nur ein bürgerlicher Vater nnge- 
zwnngen und unbefangen thun kann. Er unternahm mit ihnen weite 
Spaziergänge und Ausflüge zu Fuß und zu Pferde; bei Gebirgs- 
partieen mußten sie tapfer klettern, und bei schwierigen Stellen nahm 
der Vater wohl den jüngsten auf den Rücken oder auf die Schulter. 
Die Früchte dieser sorgsamen und liebevollen Erziehung blieben nicht 
aus; die Kiuder hingen mit zärtlicher Liebe an den teuren Eltern nnd 
sind zu tüchtigen Männern nnd Frauen Heraugewachsen. Der älteste 
Sohn bildet jetzt die Zierde des deutschen Kaiserthrones; Prinz 
Heinrich ist der Seemann unter den preußischen Prinzen und dazu 
berufen, einst die Führung der Kriegsflotte zu übernehmen; er ist ver¬ 
mählt mit der Prinzessin Irene von Hessen. Die älteste 
Tochter, Prinzessin Charlotte, ist mit dem Erbprinzen Bernhard von 
Meiningen vermählt, die zweite, Prinzessin Viktoria, mit dem Prinzen 
Adolf von Schaumburg-Lippe. Die dritte Tochter, Prinzessin Sophie, 
ist die Gemahlin des Kronprinzen Konstantin von Griechenland, und 
die jüngste, Prinzessin Margarethe, hat den Prinzen Friedrich Karl 
von Hessen geheiratet. 
Am 2. Januar 1861 bestieg Wilhelm I. den Thron Preußens, 
unb sein Sohn wurde dadurch Kronprinz von Preußen. Nene 
Aufgaben, aber auch neue große Ehren erwuchsen ihm daraus. Im 
Jahre 1864 brach der Krieg mit Dänemark aus. Den Ober¬ 
befehl über die preußischen Truppen führte in diesem Kriege der alte 
Feldmarschall von Wrangel; der Kronprinz wurde dem Stabe des¬ 
selben zugeteilt. Der grimmige Winter des Jahres 1864 stellte an 
die Ausdauer aller Teilnehmer des Feldzuges besonders hohe Anfor¬ 
derungen. Der Kronprinz ertrug die fürchterliche Kälte unb bie schweren 
Anstrengungen ber Märsche auf ben beeisten Straßen mit bewnnde- 
rungswürbiger Ausbauer, kein Ungemach war imstande, seine stets 
heitere Laune zu erschüttern. Immer war er an ber Seite ber Sol- 
baten, bie Schwierigkeiten ber Märsche getreu mit ihnen teileub. Die 
kurze Pfeife im Munbe, mit einem schlichten, berben Felbmantel be- 
Iteibet, watete er oft an ihrer Seite burch ben fußhohen Schnee, 
burch Eis unb Schmutz. Wie jeber cinbere Soldat, war er oft ge¬ 
zwungen, sein Nachtlager in einer ungemütlichen Scheune ober in einem 
elenben Bauernhause aufzufchlagen. Um trockene Füße zu bekommen, 
war er oft genötigt, sich von ben Bauern Strümpfe unb Pantoffeln 
zu borgen. Kein Wunber, baß ein solcher Prinz balb ber Liebling 
ber Solbaten war. Durch bie helbenmiitige Erstürmung der Düppeler 
Schanzen uud deu ebenso sühnen Übergang ber preußischen Truppen 
nach der Insel Alsen wurde der Krieg für Preußen gewonnen.
	        
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