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Neigung im stillen zu folgen. Wenn die Übungen in den Waffen
beendigt waren, warf er sich gern in seinen goldgestickten Schlafrock,
ließ sich frisieren und las seine Bücher oder blies seine Flöte. Einmal
war gerade sein Lehrer im Flötenspiel, Qnanz mit Namen, bei ihm,
da ertönte der Schreckensruf: „Der König kommt!" Eilig flüchtete
sich der Lehrer in den Kamin; der Prinz versteckte Flöte und Noten,
warf den Schlafrock weg und zog die Uniform an. Da trat der
König ein. Sein spähendes Auge entdeckte gar bald die Bücher, den
Haarputz und endlich gar den Schlafrock. Der Schlafrock flog ins
Feuer, die Bücher wurden dem Buchhändler zurückgeschickt, und die
schön frisierten Haare vom Hofchirnrgns abgeschnitten. Der König wurde
über diese Liebhabereien seines Sohnes sehr verstimmt und fürchtete,
Friedrich würde dem Kriegsruhme seiner Vorfahren nicht nacheifern;
er ließ sich daher sogar zu argen Mißhandlungen seines Sohnes
hinreißen.
Als der König nun gar beschloß, den Prinzen gegen seinen
Willen zu verheiraten, da faßte dieser den führten Entschluß, zu seinem
Oheim, dem Könige von England, zu entfliehen. Zwei Freunde,
die Lieutenants von Katte und von Keith, hatte der Kronprinz
in feinen Plan eingeweiht. Auf einer Reise, die der König und der
Kronprinz gemeinschaftlich nach Süddeutschland unternahmen, sollte der
Plan ausgeführt werden. Aber die Sache war dem Könige verraten
worden. In dem Augenblicke, als der Kronprinz sich entfernen wollte,
wurde er verhaftet. Der König geriet in gewaltigen Zorn. Als
in Wesel, wohin man den Prinzen gebracht hatte, in Gegenwart des
Königs ein Verhör abgehalten wurde, ließ dieser sich so sehr vom
Zorne hinreißen, daß er mit dem Degen auf feinen Sohn zustürzte,
um ihn zn durchbohren. Da aber sprang der General von der Mosel
dazwischen, hielt des Königs Arm zurück und rief: „Sire! durchbohren
Sie mich, aber schonen Sie Ihres Sohnes."
Bald darauf wurde Friedrich, den der König jetzt mir noch den
„entlaufenen Fritz" nannte, als Staatsgefangener nach K ü st rin ge¬
bracht und in ein enges Gefängnis gesetzt. Ein hölzerner Schemel
war sein Sitz, der Fußboden sein Bett, magere Kost seine Nahrung,
Messer und Gabel wurden ihm nicht gegeben. Der Lieutenant von
Keith war noch frühzeitig vom Kronprinzen gewarnt worden und nach
England entkommen. Der arme Katte aber wurde verhaftet, als
Deserteur zum Tode verurteilt und vor den Augen Friedrichs ent¬
hauptet. „Verzeihung, teurer Katte!" rief weinend der Gefangene
aus seinem Fenster dem Unglücklichen zn. „Der Tod für einen solchen
Prinzen ist süß", war die Antwort.
Der König ließ den Kronprinzen vor ein Kriegsgericht stellen,