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das ihn zum Tode verurteilen sollte. Das Kriegsgericht weigerte sich
aber, das Todesurteil auszusprecheu. Auch auswärtige Fürsten legten
sich ins Mittel, uud der Kaiser ließ dem Könige sagen, der Kronprinz
dürfe nur auf einem Reichstage gerichtet werden^ Der König erwi¬
derte, dann werde er in Königsberg über feinen Lohn Gericht halten,
wo niemand über ihm stehe. (Ostpreußen gehörte nämlich damals
nicht zum deutschen Reiche). Doch da sagte ihm der Propst Reinbeck.
„Niemand als Gott, und dem wird Eure Majestät über das Blut
Ihres Sohnes Rechenschaft geben müssen." Bei diesen Worten wurde
der König nachdenklich und sprach nicht mehr von der Todesstrafe.
Doch blieb Friedrich als Gefangener in Küstrin und wurde
strenge gehalten. Erst allmählich trat für ihn eine Erleichterung der
Haft ein. Auf die eindringlichen Ermahnungen des Feldpredigers
Müller hiu bat er in einem Briefe seinen Vater um Verzeihung. Der
König versprach ihm Begnadigung, weuu er eidlich geloben wolle, sich
wegen des Vorgefallenen an keinem Menschen zu rächen und künftig
in allen Stücken seinem Vater gehorsam zu sein. Diesen Eid leistete
Friedrich in Gegenwart mehrerer Generäle und Minister; daraufhin
erhielt er Ordeu uud Degeu zurück, mußte aber noch mehrere Jahre
in Küstrin ans der Kriegs- uud Domäuenkammer arbeiten. Das
that er mit großem Fleiße und lernte dadurch die Regieruugsgeschäfte
gründlich kennen. Groß war der Jubel in der königlichen Familie,
als Friedrich bei der Hochzeit seiner Schwester Wilhelmine wieder
nach Berlin kommen durfte.
Der Köuig föhnte sich immer mehr mit seinem Sohne aus. Als
dieser sich sogar, dem Wunsche seines Vaters nachkommend, mit der
Prinzessin Elisabeth von Braunschweig - Bevern vermählte, war der
König völlig versöhnt. Er kaufte für ihu das Äustschloß R Heins¬
berg und ernannte ihn zum Kommandeur eines Regimentes.
In Rheinsberg verlebte Friedrich im Kreise seiner Freunde, bald
ernster Beschäftigung zugewandt, bald den geselligen Freuden sich hin¬
gebend, die schönsten Tage seines Lebens. Seinen Vater stellte er da¬
durch zufrieden, daß er sein Regiment immer in gutem Stande hielt
und keine Gelegenheit versäumte, ihm eine Freude zu machen. Das
rührte deu harten Mann bis zu Thränen. „O mein Gott", sagte
er kurz vor seinem Tode, „ich sterbe zufrieden, da ich einen so wür¬
digen Sohn zum Nachfolger habe."