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ncv gemacht wurde, und daß ihre Einwohner
Gelegenheit bekamen, sich in der Religion und in
den Wissenschaften zu üben. Es wurden daher
mehr Tempel und Schulen angelegt. Unter
andern bauete man auch die bewundernswürdi¬
gen Wasserleitungen, oder hochgewölbten unter¬
irdischen Schleußen, durch welche alles faule
Wasser und aller Unrath aus der Stadt in die
Tiber fortgeführt wurde. Der sechste König
der Römer, Servius Tullms, war wieder ein
weiser friedliebender Fürst, wieNuma; ob er
gleich auch nothwendige Kriege wohl zu führen
wußte. Er war ein Sklave oder Leibeigener in
seinen jüngern Jahren gewesen, und blos durch
seine guten Eigenschaften so hoch gestiegen. Da¬
her verbesserte er auch den Zustand dieser oft sehr
unglücklichen Leute merklich. Anstatt daß bis¬
her alle Römer einerley Abgaben zu den öffentli¬
chen Bedürfnissen des Reichs bezahlt hatten,
führte dieser König die Vermögensteuer ein,
nach welcher Oie Reichen das Meiste, und die
Armen überaus wenig beitrugen. Zugleich
aber traf er die Einrichtung, daß die Reichen
auch bey den allgemeinen Berathschlagungen
Und Entschließungen fast alles zu sagen hat¬
ten. Denn er sah, daß die Vornehmen mehr
Einsicht in solchen wichtigen Dingen besaßen;
da hingegen der gemeine unruhige Haufen leich¬
ter hintergangen oder auch bestochen werden konn¬
te. Endlich machte er auch die Anstalt, daß Oie
meisten SolOaren aus solchen Bürgern genom¬
men