Full text: Unterrichtsstoff der vaterländischen Geschichte in Volksschulen

machte er die Bauern frei. Bis dahin standen sie unter dem 
Gutsherrn des Dorfes. Demselben gehörte der Acker, den sie bear¬ 
beiteten: ihm mußten sie das Getreide abliefern, und nur ein Teil 
blieb ihnen. Bei einem andern Gutsherrn durften die Kinder der 
Bäumt nicht in Dienst treten; auch durften sich die Töchter ohne 
dessen Erlaubnis nicht verheiraten. Jetzt erhielten die Bauern den 
Acker zum Eigentum. Sie bebauteu ihn nun auch besser; denn wenn 
sie viel ernteten, wurden sie immer reicher. Ferner gab der König 
den Städten eine andere Einrichtung. Bis dahin stand ein 
der Spitze der Städte ein ehemaliger Offizier. Er verstand von der 
Leitung einer Stadt nicht viel und war beit Bürgern fremd. Jetzt 
durften die Bürger sich selbst einen Bürgermeister wählen. Ihm standen 
die Ratmänner zur Seite. Das waren brave Bürger, die von ihren 
Mitbürgern ausgewählt wurden. Sie sorgten nun besser für die 
Schulen, für Reinlichkeit, Straßenbau, Beleuchtung und Verschönerung 
der Stadt. Darauf verbesserte der König das Heer. Nicht 
alle Soldaten waren damals aus Preußen, sondern zur Hälfte aus 
fremden Ländern und dienten um Geld. Sie wurden sehr streng 
behandelt, bekamen Stockprügel und mußten Spießruten laufen. Die 
Bezahlung war schlecht. Darum liefen viele fort; namentlich geschah 
das in Schlesien, wo die österreichische Grenze nicht weit war. In 
der „Gucke", einem österreichischen Weinhause bei Reichenstein, lagen 
immer kaiserliche Reiter, welche diese Soldaten aufnahmen und ins 
österreichische Heer steckten. Solche Soldaten hatten keine Vaterlands¬ 
liebe. Das wurde jetzt anders. Jeder Preuße, der tauglich war, 
mußte Soldat werden. Es wurde also die allgemeine Wehrpflicht 
eingeführt. Wenn jetzt die Soldaten in den Krieg zogen, so kämpften 
sie für ihre Eltern, Geschwister, für Haus und Hof, und darum 
waren sie auch tapferer. Die Behandlung der Soldaten wurde besser. 
Während früher nur die Adeligen Offiziere wurden, konnte jetzt der 
Sohn eines Bürgers bis zum General emporsteigen. Die älteren 
Soldaten bildeten die Landwehr. Endlich sorgte der König dafür, 
daß die Kinder in Schulen unterrichtet wurden. Damals kam 
auch das Turnen aus, das die Knaben zum Soldatendienst vorbildete. 
Tüchtige Männer halfen dem Könige bei diesen Verbesserungen. Sie 
hießen Stein, Hardenberg und Scharnhorst. 
Karl Freiherr von Stein war ein kluger Minister des Königs 
und ein edler Mann. Das Unrecht haßte er aufs tiefste. Immer redete er 
die Wahrheit. Aber weil er unser Vaterland stärkte, haßte ihn Napoleon. 
Der König mußte ihn entlassen. Der Kaiser von Rußland aber nahm ihn 
bei sich ans. Als Napoleon besiegt worden war, durfte Stein nach Preußen 
zurückkehren. 
Hardenberg war der Nachfolger Steins. Er kannte dessen Gedanken. 
Denn in einer Baude des Riesengebirges haben beide Männer einmal eine 
heimliche Besprechung gehabt. Hardenberg sorgte namentlich für die pünkt¬ 
liche Bezahlung der Kriegsschulden.
	        
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