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hält unser Kaiser treulich. Wenn Feuer einen Ort verheert oder das
Wasser das Land überschwemmt, giebt er viel Geld, um den un¬
glücklichen Menschen zu helfen. Oft schon hat er brave Knaben
ausbilden lassen oder einer braven Nähterin eine Nähmaschine
gekauft. In Berlin hat er einmal an seinem Geburtstage die
fleißigsten Kinder jeder Schule ins Theater gehen lassen. Damit die
Leute die Kirche besuchen können, spendet er auch Geld zu dem Bau
von Gotteshäusern. Die Soldaten läßt er tüchtig ausbilden und
hält selbst alle Jahre große Kriegsübuugeu oder Manöver ab, damit
die Feinde uns nicht angreifen. Die Herrscher von Rußland,
Österreich, Italien, Schweden und Dänemark hat er besucht, damit
sie seine Freunde bleiben. Weil unser Land an das Meer grenzt,
hat Kaiser Wilhelm auch dafür gesorgt, daß Kriegsschiffe gebaut
werden, welche die Küste beschützen. Als einen neuen Sammelplatz
für die Schiffe hat er die Insel Helgoland im Jahre 1890 erworben.
Der Prinz Heinrich ist ein tüchtiger Seeoffizier; er hat einmal eine
Seereise in fremde Erdteile gemacht, die zwei Jahre dauerte. Für
das Volk sorgt Kaiser Wilhelm wie ein Vater. Im Jahre 1889
hat er dem Altersversicherungsgesetz seine Zustimmung gegeben. Ihm
unterliegen alle Arbeiter vom 16. Lebensjahre ab. Jeder Arbeiter
führt eine Karte, in welche jede Woche eine Marke geklebt wird.
Es giebt Marken zu 14, 20, 24 und 30 Pf. Die Art der
Marken richtet sich uach der Höhe des Lohnes. Die Marken bezahlt
zur Halste der Arbeitgeber, zur Hälfte der Arbeiter. Nach diesem
Gesetz erhält der Arbeiter ein jährliches Geld, wenn er alt oder
dauernd krank wird und nicht mehr arbeiten kann. Kein anderes
Land hat so für die Arbeiter gesorgt, wie das deutsche Reich. Auch
um die Schulen kümmert sich der Kaiser. Er wünscht, daß alle
Kinder mit der vaterländischen Geschichte bekannt seien; sie sollen
namentlich die Heldenthaten der Befreiungskriege und die großen
Werke des Kaisers Wilhelm I. kennen lernen. Unser Kaiser ist sehr-
fleißig. Täglich besichtigt er die Soldaten, dann berichten ihm die
Minister, wie es im Lande geht, hierauf beantwortet er Briefe und
Gesuche. Zur Erholung geht er gern auf die Jagd. Gott segne,
beschütze und erhalte unsern Kaiser!
6) Die Kaiserin. Am 27. Februar 1881 hat sich unser
Kaiser vermählt. Seine Gemahlin, unsere Kaiserin, heißt Auguste
Viktoria. Am 22. Oktober 1858 wurde sie in Dölzig, einem
Dorfe in Brandenburg, geboren. Sie ist die Tochter des Herzogs
von Schleswig-Holstein. Ihre Jugendjahre verlebte die Kaiserin auf
dem Schlosse zu Primkenan in Schlesien. Die kleine Prinzessin war
der Liebling der Leute, denn sie war bescheiden und gutherzig.
Als sie 16 Jahre alt war, wurde sie konfirmiert. Da wollte auch
die Tochter eines armen Webers, die Martha hieß, die Prinzessin
sehen und drängte sich in die Nähe der Kirchthür. Wie sie so