Full text: Vaterländische Geschichte

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erheischt. Die gefüllte Staatskasse und das geschulte Heer begründeten 
Friedrichs Erfolge. Er war der einzige, dem eine wohlgeordnete 
Kriegsmacht zur Verfügung stand, und er fühlte lebhaft den Ernst 
der Stunde. „Tag und Nacht", so gestand er „liegt mir das Schicksal 
des Reiches auf dem Herzen". Fest war es bei ihm beschlossen, 
dem preußischen Staate den ihm gebührenden Platz unter den 
europäischen Großmächten zu sichern und seine Ansprüche ans das 
widerrechtlich entzogene Schlesien geltend zu machen. 
2. Ursachen. Die Herzöge von Liegnitz hatten mit dem Kur¬ 
fürsten Joachim II. unter Mitwirkung des Kanzlers Diestelmeyer 
im Jahre 1537 den schlesischen Erbvertrag geschlossen. Die 
Bestimmungen desselben lauteten: Stürben die Liegnitzer Herzöge 
aus, so sollten die Lande Brieg, Liegnitz und Wohlan an Branden¬ 
burg fallen, stürben dagegen die Hohenzollern aus, so sollten märkische 
Gebiete auf Liegnitz übergehen. Unter der Regierung des großen Kur¬ 
fürsten starben im Jahre 1675 die Herzöge von Liegnitz aus. Der 
damalige Kaiser erklärte aber in selbstsüchtiger Weise den Vertrag 
für ungültig und zog die Länder als „böhmische Lehen" ein. — 
Im Oktober 1740 starb der deutsche Kaiser Karl VI. und hinterließ 
nur eine Tochter: Maria Theresia. Durch ein neues Hausgesetz, die 
pragmatische Sanktion, hatte er unter schweren Opfern ihre 
Nachfolge in den deutscheu Ländern durchgesetzt. Karl Albert von 
Bayern, einer ihrer Verwandten, erhob aber trotzdem Ansprüche 
auf jene Lander und auf den Kaiserthron. Bei Frankreich fand er 
die gewünschte Unterstützung. Diese günstige Gelegenheit benutzte 
Friedrich, um seine wohlbegründeten Ansprüche auf Schlesien zur 
Geltung zu bringen. 
3. Verlauf des Krieges. Ohne weitere Kriegserklärung ließ 
Friedrich seine Truppen in Schlesien einmarschieren und bemächtigte 
sich mit Ausnahme einiger Festungen des ganzen Landes. Von den 
gedrückten evangelischen Einwohnern wurde er mit Freuden begrüßt. 
Gleichzeitig bot er Maria Theresia sein Bündnis gegen alle ihre 
Feinde an und versprach eine hohe Geldentschädiguug, wenn sie in 
die Abtretung des Landes willige. Sie wies sein Ansinnen mit 
Stolz zurück und verlangte sofortige Räumung des Landes. Durch 
die glückliche Schlacht bei Mollwitz (1741) bewies Friedrich, 
daß nicht einige Reiterregimenter genügten, um den Prenßeukönig 
aus Schlesien zu vertreiben. Der Anfang der Schlacht war sehr 
niederdrückend. Die österreichische Reiterei trieb die preußische in 
die Flucht. Das preußische Fußvolk stand unerschütterlich fest. Sein
	        
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