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Als nun die ungarischen Gesandten kamen, um den fälligen
Tribut einzufordern, wurden sie kurz abgewiesen. Racheschnaubend
fielen die Ungarn bald darauf in das deutsche Land em. Mü Lew
und Kind, mit Hab und Gut flüchteten sich jetzt die Landbewohner
in die Festungen. Die Streitkräfte aber sammelten sich zu offenem
Kampfe. Schon war ein Teil des feindlichen Heeres von den ver¬
einigten Thüringern und Sachsen aufgerieben worden. Das Hauptheer
sammelte sich in der Gegend von Riade an der Unstrut. Die
Ungarn waren nicht wenig erstaunt, ein ansehnliches Reiterheer sich
gegenüber zu sehen. Durch kurze Zurufe feuerte der König die Seinen
an und kämpfte selbst in den vordersten Reihen. Bald wichen die
Ungarn, die auf solchen Widerstand nicht gerechnet hatten, zuruck und
suchten ihr Heil in der Flucht. Viele Gefangene wurden gemacht,
dazu fiel das Lager der Feinde mit der zusammengerafften Beute in
die Hände der Sieger. Heinrich dankte mit seinem Volke dem Herrn
der Schlachten für den errungenen Sieg. Mehr als zwei Jahrzehnte
blieben die Ungarn unserem Vaterlande fern.
8. Heinrichs Tod. Schon nach drei Jahren starb der große
König; die Thronfolge seines Sohnes hatte er zuvor durchgesetzt.
Im Dome zu Quedlinburg zeigt man sein Grab. Durch seine Ein¬
sicht und Kraft, seine Besonnenheit und Weisheit erhob sich das
deutsche Volk aus seiner Ohnmacht; man nennt ihn daher mit
Recht den Neu begrün der des deutschen Reiches.
t t>) Gtto Iv der Große, und seine Zeit. 936—973.
t 1. Regierungsantritt. Getreu ihrem Versprechen erwählten die
Großen des Reiches Otto, Heinrichs Sohn, zu seinem 0tochfolger.
Durch seine Frömmigkeit und Leutseligkeit hatte er die Gemüter ge¬
wonnen. Stark wie sein Körper war auch sein Geist. Sein Auge
war lebhaft. Sein freundliches Antlitz zierte ein langer blonder Bart,
weshalb man wohl sagte, er habe die Mähne eines Löwen. — Die
Krönung wurde in Aachen mit großer Pracht gefeiert. Bei dem
Festmahle verrichteten die deutschen Herzoge zum erstenmale die
Erzämter, wodurch angedeutet wurde, daß dieselben die ersten
Lehnsleute des Königs seien.
t 2. Innere Kämpfe. Otto war nicht gewillt, wie sein Vater
die Herzoge als selbständige, unabhängige Fürsten anzuerkennen; sie
galten ihm als die obersten Reichsbeamten, die dem königlichen Willen
zu gehorchen hatten. Die Herzöge von Franken und Lothringen
weigerten sich, die ihnen von Heinrich zugesicherten Rechte auszugeben.
Sie verbanden sich daher untereinander und mit den Brüdern Ottos,