Full text: Vaterländische Geschichte

37 
Als nun die ungarischen Gesandten kamen, um den fälligen 
Tribut einzufordern, wurden sie kurz abgewiesen. Racheschnaubend 
fielen die Ungarn bald darauf in das deutsche Land em. Mü Lew 
und Kind, mit Hab und Gut flüchteten sich jetzt die Landbewohner 
in die Festungen. Die Streitkräfte aber sammelten sich zu offenem 
Kampfe. Schon war ein Teil des feindlichen Heeres von den ver¬ 
einigten Thüringern und Sachsen aufgerieben worden. Das Hauptheer 
sammelte sich in der Gegend von Riade an der Unstrut. Die 
Ungarn waren nicht wenig erstaunt, ein ansehnliches Reiterheer sich 
gegenüber zu sehen. Durch kurze Zurufe feuerte der König die Seinen 
an und kämpfte selbst in den vordersten Reihen. Bald wichen die 
Ungarn, die auf solchen Widerstand nicht gerechnet hatten, zuruck und 
suchten ihr Heil in der Flucht. Viele Gefangene wurden gemacht, 
dazu fiel das Lager der Feinde mit der zusammengerafften Beute in 
die Hände der Sieger. Heinrich dankte mit seinem Volke dem Herrn 
der Schlachten für den errungenen Sieg. Mehr als zwei Jahrzehnte 
blieben die Ungarn unserem Vaterlande fern. 
8. Heinrichs Tod. Schon nach drei Jahren starb der große 
König; die Thronfolge seines Sohnes hatte er zuvor durchgesetzt. 
Im Dome zu Quedlinburg zeigt man sein Grab. Durch seine Ein¬ 
sicht und Kraft, seine Besonnenheit und Weisheit erhob sich das 
deutsche Volk aus seiner Ohnmacht; man nennt ihn daher mit 
Recht den Neu begrün der des deutschen Reiches. 
t t>) Gtto Iv der Große, und seine Zeit. 936—973. 
t 1. Regierungsantritt. Getreu ihrem Versprechen erwählten die 
Großen des Reiches Otto, Heinrichs Sohn, zu seinem 0tochfolger. 
Durch seine Frömmigkeit und Leutseligkeit hatte er die Gemüter ge¬ 
wonnen. Stark wie sein Körper war auch sein Geist. Sein Auge 
war lebhaft. Sein freundliches Antlitz zierte ein langer blonder Bart, 
weshalb man wohl sagte, er habe die Mähne eines Löwen. — Die 
Krönung wurde in Aachen mit großer Pracht gefeiert. Bei dem 
Festmahle verrichteten die deutschen Herzoge zum erstenmale die 
Erzämter, wodurch angedeutet wurde, daß dieselben die ersten 
Lehnsleute des Königs seien. 
t 2. Innere Kämpfe. Otto war nicht gewillt, wie sein Vater 
die Herzoge als selbständige, unabhängige Fürsten anzuerkennen; sie 
galten ihm als die obersten Reichsbeamten, die dem königlichen Willen 
zu gehorchen hatten. Die Herzöge von Franken und Lothringen 
weigerten sich, die ihnen von Heinrich zugesicherten Rechte auszugeben. 
Sie verbanden sich daher untereinander und mit den Brüdern Ottos,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.