Full text: Vaterländische Geschichte

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Gutenberg ein schwerer Schlag. Faust forderte von ihm das ge¬ 
liehene Geld zurück oder als Ersatz dafür alles von ihm herge¬ 
stellte Gerät. Da er noch zahlungsunfähig war, kam es zum Prozeß, 
und das Gericht gab Faust Recht. Mit Schöffer, der inzwischen sein 
Schwiegersohn geworden war, setzte Faust das Drucken fort. 
Gutenberg sah sich um die Früchte seines Fleißes betrogen. 
Ohne zu verzagen, ging er indes noch einmal an das mühsame 
Werk seines Lebens. Ein Menschenfreund, der seinen hohen Sinn 
erkannt hatte, half ihm uneigennützig, so daß er sich eine neue 
Druckerei einrichten konnte. 
Als die billigen Bücher mit der gleichmäßigen Schrift bekannt 
wurden, meinte man anfangs, die Verfertiger ständen mit dem 
Teufel im Bunde. Besonders die in ihren Einnahmen geschädigten 
Mönche waren eifrig bemüht, jenen Glauben zu erwecken. Bald 
aber kaufte man nur noch gedruckte Bücher. Die Druckereien ver¬ 
mehrten sich bei der ungeheuren Wichtigkeit der Erfindung sehr schnell. 
Anfangs wurden die Drucker wie Gefangene gehalten. Infolge 
der Trennung Gutenbergs von Faust, sowie bei dem großen Brande, 
der gelegentlich einer Fehde einen großen Teil der Stadt Mainz 
in Asche legte, wurden alle frei. Sie richteten sich nun in den ver¬ 
schiedensten Orten im In- und Auslande Druckereien ein und setzten 
gegenseitig die Preise der Bücher herab. 
Gutenberg verbrachte seine letzten Tage in Ruhe am Hofe des 
Erzbischofs vou Mainz und starb 1468. Sein Ruhm verbreitete sich 
in alle Welt. Nun verhallte das gesprochene Wort nicht mehr, 
sondern wurde bis tu die späteste Zeit aufbewahrt. Auch Nachrichten 
konnten mittelst des Druckes verbreitet werden; die fahrenden Leute 
wurden überflüssig. Wer sich Kenntnisse erwerben wollte, brauchte 
nur lesen zu lernen und sich Bücher anzuschaffen. Bei Ausdauer 
und redlichem Streben gelaugte er zum Ziele. Die Volksbildung 
hob sich. Überall wurden Lese- und Schreibschulen eingerichtet; denn 
„es war der Mühe wert, die Buchstaben zu kennen". 
b) Entdeckungen zur See und ihre Aokgen. 
1. Der Seeweg nach Ostindien. Seit den Kreuzzügen war das 
Bedürfnis nach den Erzeugnissen des Morgenlandes stetig gewachsen. 
Die asiatischen Völker waren durch ihre Haudelskarawauen die 
Vermittler. Die Italiener brachten die Handelsprodnkte über das 
Mittelmeer. Deutsche Kaufleute holten sie über die Alpen und 
führten sie weiter durch Deutschland nach Nord- und Osteuropa. 
Nachdem dieser Handel zwei Jahrhunderte geblüht hatte, trat eine
	        
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