Full text: Deutsche und brandenburgisch-preussische Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart (2)

122 Vom Tilsiter Frieden bis zur Herstellung Preußens durch den Wiener Kongreß. 
Napoleon hatte aus dem Ausgange der beiden Schlachten ersehen, 
daß seine Kräfte noch unzureichend waren, den hartnäckigen Widerstand 
der Gegner zu brechen. Deshalb bot er ihnen einen Massen still¬ 
stand an, den die Verbündeten bereitwilligst annahmen, um auch ihrer¬ 
seits ihre Rüstungen zu vollenden. Jede der beiden Parteien hoffte 
überdies, Österreich zu sich herüberzuziehen. Der Waffenstillstand dauerte 
vom 4. Juni bis zum 10. August. Da die Lützowsche Freischar, welche 
die Franzosen im Rücken belästigte, sich bei dem Rückzüge aus neutrales 
Gebiet verspätet hatte, so wurde sie trotz des Waffenstillstandes von 
den Franzosen bei Kitzen in der Nähe von Lützens überfallen und 
zusammengehauen. 
Als Napoleon auf einem Kongresse zu Prag, auf dem unter 
Vermittelung Österreichs über den Frieden verhandelt wurde, die über¬ 
aus mäßigen Forderungen der Verbündeten zurückwies, erklärte ihm 
auch Österreich den Krieg. Dadurch waren die Verbündeten an Zahl 
Napoleon überlegen. 
2. Tie schlachten bei Gros;beeren, an der Katzbach, bei Dresden, 
Kulm, Nollendorf und Dennewitz. 
Napoleon, der während des Waffenstillstandes seine Rüstungen 
so weit vervollständigt hatte, daß er mit 440000 Mann den neuen 
Feldzug eröffnen konnte, nahm seine Aufstellung bei Dresden. Die 
Verbündeten zählten gegen 500000 Mann in drei Armeeen: die 
Hauptarmee, bei der sich die drei Monarchen selbst befanden, mit 
240 000 Mann unter dem Befehle des Österreichers Schwarzenberg 
in Böhmen; die schlesische Armee unter Blücher, 95000 Mann 
stark (Gneisenau war Chef des Generalstabs); die Nordarmee, 
150000 Mann, südlich vou Berlin unter dem schwedischen Kronprinzen 
Bernadotte, dem Bülow und Tauenzien unterstellt waren. Nach 
dem Plane der Verbündeten sollte diejenige Armee, welche von Napo¬ 
leon angegriffen würde, sich zurückziehen, um den beiden anderen Zeit 
zu geben, sich dem Feinde in die entblößte Flanke zu werfen. 
Napoleon sandte zunächst den Marschall Oudinot mit 70000 
Mann gegen Berlin, um seinen Hauptfeind Preußen zu demütigen, 
die Oderfestungen zu entsetzen und so den Bund seiner Gegner zu 
sprengen. Bernadotte war willens, die Hauptstadt aufzugeben, aber 
Bülow und Tauenzien erzwangen die Schlacht und warfen mit 50000 
23. Aug. Mann die Franzosen am 23. August bei Großbeeren?) blutig zurück. 
Inzwischen war Napoleon gegen Blücher marschiert, der sich dem 
Kriegsplane gemäß zurückzog. Als der Kaiser aber ersuhr, daß die 
1) Th. Körner, der begeisterte Freiheitssänger, wurde hier verwundet, aber 
durch einen Gärtner und einen Waldarbeiter gerettet. Er fiel am 26. August bei 
Gadebusch in Mecklenburg. 
2) Großbeeren liegt südlich von Berlin.
	        
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