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Tie Geschichte Preußens bis zu seiner Vereinigung mit Brandenburg i. I. 1618.
durch zanksüchtige Geistliche zu erfahren halte, machte ihn scheu und
trübsinnig, ja er verfiel allmählich in eine geistige Krankheit, die durch
widersinnige Heilmittel noch verschlimmert wurde, so daß er nie zu
einer selbständigen Regierung gekommen ist. Im Jahre 1573, un¬
mittelbar vor dem völligen Ausbruche der Geistesstörung, wurde er
mit Maria Eleonore von Jülich-Cleve vermählt. Da aus dieser
Ehe nur Töchter hervorgingen, so war Preußens nächster Erbe des
Herzogs Vetter Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach.
Um das Herzogtum durch die Mißwirtschaft der Regimentsräte
nicht ganz zerrütten zu lassen, ging der Markgraf selbst nach Preußen
und erlangte trotz des Widerstrebens der Landesregierung und des Adels
vom Polenkönige die Vormundschaft über den kranken Herzog und die
oberste Verwaltung des Landes. Georg Friedrich war ein tüchtiger
und gewissenhafter Fürst. Er schlichtete die kirchlichen Streitigkeiten
in Preußen, hob die Universität, gründete die Lateinschulen zu Tilsit,
Lr)ck und Saalfeld, ordnete die Finanzen und stellte die Ordnung im
Lande wieder her.
Da mit ihm im Jahre 1603 die fränkische Linie der Hohenzollern
ausstarb, so ging das Erbrecht auf Preußen und die Vormundschaft
über Albrecht Friedrich auf den brandenburgischen Kurfürsten Joachim
Friedrich und nach seinem Tode 1608 auf Johann Sigismund über,
der ein Schwiegersohn des kranken Herzogs war.2) Nach dem Tode
leis Albrecht Friedrichs 1618 erbte Johann Sigismund das Herzogtum
Preußen und vereinigte es mit der Mark Brandenburg.
1) Beide sind Enkel des Albrecht Achilles. Sieh die erste Geschlechtstafel
der Hohenzollern.
2) Sieh die erste Geschlechtstafel der Hohenzollern und Seite 33.