— 76 —
Dies Wort tönte dem Gefangenen wie Osterglocken; freudig verzichtete
er auf das Reich und versprach sowohl für sich als auch für seine
Brüder, dem König Ludwig zu huldigen und ihm auch wider den Papst
beizustehen; endlich wenn es ihm nicht gelingen sollte, die Feinde zu ver-
söhnen, sich auf den Johannistag wieder in Haft zu stellen. Andächtig
hörten hierauf die beiden Jugendfreunde die Messe und nahmen das
heilige Abendmahl; der edle Prior Gottfried von Mauerbach, welcher
bei den Unterhandlungen thätig gewesen war, teilte die Hostie zwischen
ihnen zur Weihe der Eintracht und des Friedens. Sie umarmten und
küßten sich, und der Geist des Herrn heiligte diesen Bund der Versöhnung.
Es war am 13. März 1325.
Blaß und abgehärmt kehrte Friedrich, der einst so schön und freudig
gewesen war, nach Wien zurück. Seine treue Gattin Jsabella konnte es
nicht mehr sehen, wie seine Schönheit im Unglück dahin geschwunden
war; sie hatte sich um ihn blind geweint. Doch er berief sogleich alle
seine Brüder zusammen und bat sie, dem König Ludwig zu huldigen
uud ihm die Reichsgüter in Schwaben und im Elsaß zurückzugeben; das
ganze deutsche Reich forderte er auf, Ludwig als den rechtmäßigen Herrn
anzuerkennen. Doch Herzog Leopold verschloß allen Bitten sein Ohr
und sprach: „Nie werde ich erfüllen, was du überrascht und in der Not
versprochen hast. O sieh! Mein ganzes Leben gab ich ja einzig für
die Macht und Ehre unseres Hauses hin, für dich, mein Friedrich, für
dich! Und alles wäre jetzt umsonst? Nein, endlich ist das Glück uns
hold. Du bist frei, ich bin gerüstet. Unsere Bundesgenossen harren
ungeduldig des Kampfes. Darum nichts vom Frieden!" Als Friedrich
sah, daß es ihm unmöglich sei, das gegebene Versprechen zu erfüllen
und die Feinde Ludwigs zu versöhnen, wollte er doch sein Wort halten.
Er reiste um Johannis nach München und stellte sich freiwillig in die
Haft. Tief gerührt schloß ihn Ludwig ans Herz und wollte ihn nicht
mehr davon lassen. Von Stund an aßen beide an einem Tische uud
schliefen in einem Bette wie zwei leibliche Brüder. Der Papst konnte
solch deutsche Treue lange nicht für möglich halten, doch Ludwig baute
fest darauf. Und als er seinem Sohne, dem er die Mark Brandenburg
verliehen hatte, zu Hilfe ziehen mußte, übergab er dem treuen Friedrich
die Obhut Bayerns. Am 5. September 1326 aber schloß er mit
Friedrich einen Vertrag, gemäß welchem beide Fürsten das Reich besitzen
und regieren sollten wie eine Person. Die Durchführung dieses Vertrages
scheiterte aber an dem Widerspruche der Kurfürsten. Nach Grube.