Das Zeitalter Alexanders des Großen.
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gegen die Olyuthier. Dann aber brachen, vielleicht von den Lynkestiern aus-
gerufen, die Illyrier über die Grenze herein; er kämpfte anfangs glücklich
gegen sie, dann in einer großen Schlacht fand er und viertausend Mann den
Tod; das Land wurde weithin von den Illyriern verwüstet, die Päonen
brachen von Norden ins Land.
Unter solchen Umständen übernahm Philippos das Regiment 359,
zunächst für des Perdikkas unmündigen Sohn Amyntas. Er war schon —
wohl seit des Ptolemäos Ende — im Lande; nach einem Vergleich, zu dem
Platon dem Perdikkas geraten haben soll, war ihm ein Teilfürstentum zu¬
gewiesen worden; die Truppen, die er dort hielt, gaben ihm einen ersten
Anhalt. Die Gefahr war groß; die Illyrier, die Päonen standen im Lande,
es kamen die älteren Prätendenten Argäos, Pausanias, von Athen, von den
Thrakerfürsten unterstützt; drei Bastardsöhne seines Vaters forderten das
Königtum. Von dem bereiten Willen des Landes gestützt, überstand Philipp
die erste Not; mit Vorsicht, Gewandtheit, Entschlossenheit rettete er das Reich
vor den Illyriern, Thrakern, Päonen, das Königtum vor den Prätendenten,
das königliche Hans vor neuen Intriguen und Verwirrungen. Und als die
Athener, die die Thorheit gehabt hatten, der gemeinsamen Sache wider
ihn für seine Anerkennung ihres Anspruchs auf Amphipolis den Rücken
zu kehren, über seine Erfolge in Sorge gerieten und mit „Grabos dem
Illyrier, Lyppios dem Päonen und Ketriporis dem Thraker und seinen
Brüdern" ein Schutz- und Trutzbündnis schlossen, damit Barbareneinbrüche
von drei Seiteu zugleich die Macht Makedoniens brächen, ehe sie völlig
gesammelt wurde und erstarkte, da war Philipp — schon hatte er Amphipolis
genommen und die Bürgerschaft gewonnen — rasch an den Grenzen, und die
Barbaren, die uoch lauge uicht zum Werk fertig waren, mußten eilen sich zu
unterwerfen.
Um 356 waren die Grenzen gegen die Barbaren bis auf weiteres
gesichert. In kurzem fchwanden die Parteien am Hofe; von der der Lynkestier
war Ptolemäos und Eurydike tot; einer von den Söhnen des Äropos,
Alexander, wurde später durch Vermählung mit des treuen Antipatros
Tochter, die beiden anderen Heromenes und Arrhabäos dnrch andere Gnaden
gewonnen, Arrhabäos' Söhne Neoptolemos und Amyntas am Hofe erzogen.
Die beiden Prätendenten Argäos und Pausanias verschwinden in der geschicht¬
lichen Überlieferung. Den rechtmäßigen Thronerben endlich, des Perdikkas
Sohn Amyntas, in dessen Namen Philipp im Anfange die Regierung geführt
hatte, knüpfte er, als er erwachsen war, durch die Vermählung mit seiner
Tochter Kyuaue an sein Interesse.
So war Makedonien in der Hand eines Fürsten, der mit Planmäßigkeit
und Gewandtheit die Kräfte seines Reiches zu entwickeln, zu benutzen und bis
zu dem Grade zu erhöhen verstand, daß sie dem großen Gedanken, an der