Full text: Bilder aus der Sage und Geschichte Roms (2)

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und Graben, womit Romulus sie umzog, waren unscheinbar. Um sich über 
die Stadtgrüuduug seines Bruders lustig zu machen, sprang Remns über 
die niedrige Stadtmauer. In wildem Jähzorn schlug ihn Romulus nieder, 
und so beginnt die Geschichte Roms mit einem Brudermorde. Auch die ersten 
Bürger der neuen Stadt waren rohe, gewalttätige Menschen, denn um seine 
Stadt mit Bewohnern zu füllen, machte Romulus sie zu einer Freistatt für 
Flüchtlinge und Verbrecher, sogar für Sklaven, die ihren Herren entlausen 
waren. Es war kein Wunder, daß die Nachbarvölker mit den Römern nicht 
in engere Verbindung treten wollten und es ablehnten, ihre Töchter an Römer 
zu verheiraten. Da es nun aber in Rom an Frauen fehlte, veranstaltete 
Romulus ein herrliches Fest mit Kampfspielen zu Fuß uud zu Roß und lud 
alle Nachbaru dazu ein, mit ihren Frauen und Töchtern das Fest zu besuchen. 
Neugierig folgten sie der Einladung, besonders zahlreich die Sabiner. Aus 
ein Zeichen des Romulus wurden die Spiele unterbrochen, die Römer stürzten 
sich auf die Frauen und Töchter ihrer Gäste, und jeder schleppte seinen 
Raub in die feste Stadt. Hieraus entspann sich ein erbitterter Krieg Als 
vor den Toren Roms eine blutige Schlacht geschlagen werden sollte, warfen 
sich die geraubten Sabinerinnen zwischen die Schwerter der Kämpsenden 
und bewirkten dadurch, daß einerseits ihre Väter und Brüder, anderseits 
ihre Männer den Kampf einstellten. Hieran schloß sich eine Versöhnung und 
schließlich eine Verbrüderung: aus Römern und Sabinern wurde ein einziges 
Volk, über welches neben Romulus auch der Sabinerkönig Titus Tätius 
herrschen sollte. 
[SDies ist der Sage nach der Ursprung des römischen Staates; in 
Wahrheit ist er entstanden aus der Verschmelzung des latinischen Gaues der 
Raumes mit dem sabinischen Gaue der Ti'ties, welche nach langem Kampfe 
so hergestellt wurde, daß mitten zwischen der latinischen Burg auf dem 
Palatiuus und der sabinischen Burg auf dem Hügel Quirlualis eine neue 
Burg der vereinigten Gaue auf einem Berge errichtet wurde, der den Namen 
Capitolinus (= Akropolis) erhielt; hier war der Regierungssitz des Königs, 
der wechselnd aus den Latinern und Sabinern gewählt wurde. Der Name 
Rom bedeutet soviel als „Burg der Ramnes"; die Bürger der neuen Stadt 
hießen nicht nur Römer, sondern auch Gutriten; die nachträglich erfundene 
Person des Stammvaters trägt den Doppelnamen Romulus und Quirinus.] 
II. Die vier ersten Könige. 
Als die vier ersten Könige Roms werden genannt Romulus, Numa 
Pompilius, Tullns Hostilius und Ancus Martins. Der erste und 
der dritte waren Latiner, ihre Regierungen waren von Kriegen erfüllt; der 
zweite und der vierte waren Sabiner, sie pflegten die Religion und die Künste 
des Friedens.
	        
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