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Auch verlangten die Plebejer Zulassung zu den hohen Staatsämtern,
den kurulischen Ämtern, deren Inhaber nach löblich geführtem Amtsjahr
auf Lebenszeit in den Senat aufgenommen wurden. Diesem Verlangen
setzten die Patrizier den äußersten Widerstand entgegen.
Nachdem der Streit um diese zwei Fragen schon Jahrzehnte gedauert
hatte, brachten die Volkstribnnen Liunius und Sextins (376) einen
Gesetzvorschlag ein, der beide Streitpunkte im Sinne der Plebejer entschied;
als dritten Punkt fügten sie eine Ausnahmemaßregel zur Beseitigung der
drückenden Schuldlasten hinzu. Die Patrizier verhinderten die Annahme
dieser Vorschläge; aber die Plebejer wählten jedes Jahr die beiden Volks¬
tribunen wieder, und diese erneuerten Jahr um Jahr ihre Vorschläge. Durch
solche Zähigkeit wurden die Patrizier endlich nachgiebig gemacht, und so er¬
hielten die Vorschläge Gesetzeskraft (367). Der Volkstribun Sextius wurde 367
der erste plebejische Konsul; von nun an war stets einer der beiden Konsuln
Patrizier, der andere Plebejer.
[sVon dem Ager pnblicus durfte kein Römer mehr als 500 Morgen
in Pacht erhalten; das nunmehr verfügbare Gemeindeland wurde an Plebejer
verpachtet. Wie das Konsulat, so wurden auch die übrigen knrnüschen Ämter,
z. B. das Amt der Oberrichter, die Prätür, von den Plebejern erobert.
Im Alleinbesitze der Patrizier blieben einige Priesterämter, im Alleinbesitze
der Plebejer das Volkstribnnat.^
VIII. Dil Unterwerfung Italiens. (Zweite Hälfte 338—270.)
Während die Römer ihre Nachbarn, die Volsker, Umbrer, Etrusker
und schließlich auch die Latiuer, unterwarfen, hatte das jugendfrische Göbirgs-
volk der Samnlter angefangen die Völker Süditaliens von sich abhängig
zu machen. Diese suchten durch Bündnisse mit Rom sich zu sichern, und so
kam es zu der Entscheidung der Frage, ob Römer oder Samniter die Vor¬
herrschaft über Italien ausüben sollten. In den drei Samniterkriegen
wurde diese Frage zugunsten der Römer gelöst.
Der erste Samniterkrieg danerte nur kurze Zeit; die Römer schlossen
eilig Frieden, um sich auf die Latiner werfen zu köuueu (s. o. VI).
Im zweiten Samniterkriege gerieten die Römer mehrmals in ernste
Gefahr, besonders gefährlich war für sie die Einschließung ihres ganzen Heeres
samt den beiden Konsuln in den Kandinischen Engpässen (321). Der 321
samnitische Feldherr Pontius hatte so geschickt seine Maßnahmen getroffen,
daß für die Römer kein Ausweg blieb und sie gezwungen waren, ihre Er¬
gebung anzubieten. Da die samuitischen Führer sich über die Bedingungen
nicht einigen konnten, schickte Pontius einen Boten an seinen hochbetagten
Vater mit der Bitte, ihnen zu raten. Die Antwort lautete: „Tötet alle
Römer bis auf den letzten Mann!" So blutige Handlungsweise widerstrebte