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vollsten Waffen, den köstlichsten Schmuck herbei unb versenkte bies alles, aber
der Abgrund wollte sich nicht schließen. Da sprengte der junge Ritter Cnrtins
in vollem Waffenschmucke heran und ließ sich ben Vorgang berichten. „Das
Edelste", rief er, „was Rom besitzt, ist seine waffenfrohe, vaterlandsliebende
Jugenb; sie opfert sich gern, um bas Baterlanb zu retten." Mit biesen Worten
spornte er sein Roß, bis es in ben Schlnnb sprang, in bem er verschwanb;
augenblicklich schloß sich ber Abgruub. — Besser beglaubigt ist bie Erzählung
vom Opfertobe bes Deeius Mus. Als in ber Schlacht bei Sentinnm ber
von ihm befehligte Flügel ins Wanken geriet, fobaß ber Sieg zweifelhaft
würbe, ließ er sich von ben Priestern zum Tobe weiheu, um ben Zorn ber
Götter auf sein Haupt zu lenken, nnb stürmte bann allein verhüllten Hauptes
mitten in bie Feinbe, bie ihn sofort niebermachten. Sein Opfertob entflammte
die Tapferkeit ber Römer von neuem, nnb balb war ihr Sieg entfchieben.
Weber Vorteile, noch Drohungen nnb Qualen konnten einen echten
Römer bazu bringen, etwas zu tun, was bem Vaterlanbe nachteilig war.
Gegen Bestechungsversuche war er ganz unzugänglich. ZuCuriusDeutatus
(s. o. VIII) kamen einst feinbliche Gesanbte, bie ihn burch eine große Geld-
summe günstig stimmen wollten; er wies sie mit ben Worten ab: „Es ist mir
lieber, über reiche Leute zu herrschen, als selbst reich zu sein." Dem Fabricins
(s. o. VIII) bot König Pyrrhus große Schätze, aber ohne allen Erfolg, sobaß
ber König ihm bas Zeugnis gab: „Wahrlich, eher könnte bie Sonne von
ihrer Bahn, als Fabricius vom Wege ber Reblichkeit abgezogen werben."
Auch burch Schrecken konnte Fabricius nicht aus seiner Gemütsruhe gebracht
werden. Pyrrhus hatte vor dem Gespräch mit ihm seinen größten Kriegs¬
elefanten heimlich im Zelte hinter einem Vorhang aufstellen lassen, vor dem
dann Fabricius Platz nahm. Auf einen Wink des Pyrrhus wurde ber Vor¬
hang hinweggezogen, sobaß sich Fabricius bicht vor bem Riesentiere sah, bas
mit seinem gewaltigen Rüssel ihn betastete. Aber ber Römer blieb kaltblütig
unb verzog keine Miene. „Laß nur ben Vorhang roieber vorziehen, o König",
sprach er; „so wenig mich gestern bein Gelb reizen konnte, so wenig kann mich
heute bein Elefant erschrecken."*) Daß Körperqualen ben Mut ber Römer
nicht beugen konnten, zeigt bas Beispiel bes Mucius Scävola (s.o.IV);
auch Regulus (s. u. X) konnte burch bie Aussicht auf entsetzliche Qualen
nicht bavon abgehalten werben, bas zu tun, was er für recht unb bem Vater-
laube nützlich erachtete.
Weichere Gefühle, sogar bie Liebe zu Weib unb Kinb, würben erstickt,
wenn sie den Forderungen der Vaterlandsliebe entgegen waren. Brutus,
der Gründer der Republik (s.o. IV), mußte über eine Schar Jünglinge
zu Gericht sitzen, welche sich verschworen hatten, die Tarquiitier zurück¬
zuführen. Unter den Verschwörern waren des Brutus eigene Söhne.
Unerbittlich ließ er sie mit den Genossen zum Tode führen. Im Latiner-
*) Vgl. Döbelner Lesebuch I, S. 122.