Full text: Bilder aus der Sage und Geschichte Roms (2)

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kriege hatte der Konsul Man lins Torquatus (f. o. VI) aufs strengste 
untersagt, sich in Einzelkämpfe mit Feinden einzulassen. Aber sein eigener 
Sohn hatte der Kampflust nicht zu widerstehen vermocht, als einer der 
feindlichen Feldherren ihn zum Zweikampfe herausforderte. Unter dem 
Jubel des Heeres brachte er dem Vater die Waffenrüstung des erlegten 
Gegners; doch der Vater ließ ihn, um ja nicht die strenge Kriegszucht er¬ 
schüttern zu lassen, soson in Fesseln schlagen und hinrichten. 
Alle diese gewaltigen Männer führten die einfachste Lebensweise: wenn 
sie nicht die Lenknng des Staates oder der Krieg in Anspruch nahm, waren 
sie Landleute, die auf ihren Gütern wohnten, die schwersten ländlichen 
Arbeiten verrichteten und ganz bescheiden lebten. Cincinnatns (s. o. VI) 
wurde vom Pfluge hinweg als Diktator an die Spitze des Staates berufen. 
Den Curins Dentatns trafen die Gesandten der Samniter, wie er, von 
harter Feldarbeit ruhend, aus hölzerner Schüssel ein Gericht Rüben verzehrte, 
das er sich selbst gekocht hatte. 
Solange die Staatsmänner Roms solche Gesinnung bewiesen und solche 
Lebensweise führten, war Rom unüberwindlich. 
X. Der erste punische Krieg. (264—241.) [264—241 
An der Nordküste Afrikas lag die mächtige Stadt Karthago, eine 
Kolonie des phönizifchen Tyrns, die der Sage nach von der Königin Dido 
gegründet worden sein soll. Die Flotten der Karthager beherrschten das 
Mittelmeer, und ein großer Teil seiner Süd- und Westküste war den 
Püniern (d. i, Phöniziern) untertan. Mit den Römern waren die Karthager 
seit langen Zeiten befreundet und verbündet. Als aber die Römer die 
Südküste Italiens ihrem Reiche einverleibt hatten und nun selbst eine See¬ 
macht geworden waren, kam es zum Kampse zwischen den bisherigen Freunden. 
Zunächst handelte es sich um die große und reiche Insel Sizilien; 
sie wurde von den Heeren Roms, die den karthagischen an Tüchtigkeit über¬ 
legen waren, Schritt vor Schritt erobert, aber behauptet konnte sie nur 
werden, wenn die Römer die Karthager auch vou der See zu verdrängen 
vermochten. Als sie dies erkannt hatten, bauten die Römer nach dem Muster 
eines gestrandeten karthagischen Kriegsschiffes eine große Flotte. Der Konsul 
Dullius, der sie befehligen sollte, ließ am Schnabel eines jeden Schiffes 
eine Enterbrücke anbringen, die mit einer Eisenspitze das feindliche Schiff 
festhielt und es so den römischen Kriegern ermöglichte, im Handgemenge 
die Feinde niederzuwerfen. In der Seeschlacht bei Mylae (260) an 
der Nordküfte Siziliens bewährte sich diese Einrichtung, die den karthagischen 
Schiffen den Vorteil nahm, durch geschickte Schwenkungen die feindlichen Schiffe 
anzurennen und niederzubohren. Es war der erste Seesieg, den die Römer er¬ 
fochten; dem siegreichen Feldherrn wurden ganz besondere Ehren erwiesen. 
Vogel, Geschichtsleitsaden für Quinta 2. Aufl. 2
	        
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