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Dort lehnt ein Mann im Stuhl,' sein Haupt ist vorgesunken,
sein blaues Nuge sinnt, und oft in Hellen Funken
entzündet sich's; so sprüht aus dunkler Luft ein BU%;
ein dreigespitzter Hut bedeckt der Schläfe Weichen,
sein Krückstock irrt im Sand und schreibt verworrne Zeichen —
Nicht irrst du, das ist König Fritz.
Er sitzt und sinnt und schreibt. Kannst du sein Brüten deuten?
Denkt er an Kunersdorf, an Noßbach oder Leuthen,
an hochkirchs Nacht, durchglüht von Flammen hundertfach?
wie sie so rot geglänzt am Lauf der Feldkanonen,
indes die Neiterei mit rasselnden Schwadronen
der Grenadiere Viereck brach?
Schwebt ein Gesetz ihm vor, mit dem er weis' und milde
sein schlachterstarktes Volk zu schöner Menschheit bilde,
ein Friedensgruß, wo jüngst die Kriegespauke scholl?
Ersinnt er einen Keim, der seinen Sieg verkläre,
oder ein Epigramm, mit dem bei Tisch Voltaire,
der Schalk, gezüchtigt werden soll?
vielleicht auch treten ihm die Bilder nah, die alten,
da er im Mondenlicht in seines Zchlafrocks Falten
die sanfte Flöt' ergriff, des Vaters Ärgernis,'
des treuen Freundes Geist will er heraufbeschwören,
dem — ach, um ihn — das Blei aus sieben Feuerrohren
die kühne Iünglingsbrust zerriß.
Träumt in die Zukunft er? Zeigt ihm den immer vollern,
den immer kühnern Flug des Kars von hohenzollern,
der schon den Doppelaar gebändigt, ein Gesicht?
Gedenkt er, wie dereinst ganz Deutschland hoffend lausche
und bangend, wenn daher sein schwarzer Fittich rausche?
G nein, das alles ist es nicht.
Er murrt: ,,(D Schmerz, als Held gesandt sein einem Volke,
dem nie der Muse Bild erschien auf goldner Wolke!
Nugust sein auf dem Thron, wenn kein horaz ihm singt!
was hilft's, vom fremden Schwan die weißen Federn borgen!
Und doch, was bleibt uns sonst? — Erschein, erschein, o Morgen^
der uns den Götterliebling bringt!"