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XII. Der dritte Punische Krieg. (149—146.) [149—146
Einige Jahrzehnte vergingen, ohne daß der Krieg sich erneuerte. Rom
war im Orient beschäftigt; es besiegte die aus dem Alexanderreiche entstandenen
Königreiche Mazedonien und Syrien und machte auch Griechenland von sich
abhängig. Dabei wurde aber Karthago eifersüchtig beobachtet und bewacht;
der einflußreiche Cato schloß jede Rede, die er im Senate über irgendeine
Angelegenheit hielt, mit den Worten: „Übrigens bin ich der Ansicht, daß
Karthago zerstört werden muß." Nur durch unaufhörliche Nachgiebigkeit
und Unterwürfigkeit war es den Karthagern möglich, den Ausbruch des
Krieges zu verhindern. Erschwert wurde ihnen diese sriedliche Haltung durch
Masinissa, den König des benachbarten Nnmldiens, der sich allerhand Über¬
griffe erlaubte und von Rom offenbar beschützt wurde. Als er wieder
einmal karthagisches Gebiet besetzt und geplündert hatte, griffen die erbitterten
Karthager zu den Waffen.
Sosort erklärte Rom den Frieden für gebrochen. Die karthagischen
Gesandten, die um Entschuldigung bitten und Sühne anbieten sollten, wurden
in Rom garnicht angehört. Ein großes römisches Heer ging nach Afrika
ab, und die beiden Konsuln, die es befehligten, forderten erst zahlreiche
Geiseln, dann auch noch Auslieferung der Waffen. Beides leisteten die
Karthager und glaubten Roms Zorn beschwichtigt zu haben. Nun erst ent¬
hüllten die Konsuln den waffenlosen Feinden die letzte Bedingung: sie sollten
ihre Stadt verlassen und sich zwei Meilen von der Küste von neuem ansiedeln;
Karthago selbst werde von Grnud ans zerstört werden. Da wurden die
Karthager von dem Mute der Verzweislung ergriffen; einmütig verweigerten
sie die empörende Forderung und rüsteten sich in aller Eile zum Kriege-
Die Verbannten wurden zurückgerufen, alle Freunde Roms und auch die
unzuverlässigen Bürger wurden getötet. Mit fieberhafter Eile arbeitete
jung und alt bei Tag und bei Nacht, um neue Waffen und Verteidignngs-
rnittel zu schaffen; die Tempel wurden in Werkstätten verwandelt, alles
Metall ward eingeschmolzen, die Weiber opferten nicht nur ihre Schmuck¬
sachen, sondern auch ihre Haare, aus denen Seile gedreht wurden. Als nun
das römische Heer im Vertrauen auf die Waffenlosigkeit der Feinde heran¬
rückte, erlitt es empfindliche Niederlagen.
Zwei Jahre lang erwehrten sich die Kartbager mit Glück ihrer Feinde,
da übertrugen die Römer die Führung des Krieges dem jungen Seipio,
dem (Adoptiv-)Enkel des großen Afrikanus, der gegen die gesetzlichen Be¬
stimmungen schon mit 30 Jahren zum Konsul gewählt wurde. Er rechtfertigte
das in ihn gesetzte Vertrauen, indem er vorsichtig und nachdrücklich die
Belagerung Karthagos durchführte; der Hafen ward durch einen Damm
gesperrt, bie Vorstädte wurden erobert und endlich auch die Mauern erstiegen;
aber es bedurfte noch eines siebentägigen Straßenkampfes, bis die letzte
Widerstandsfähigkeit gebrochen war. Alle Bewohner der unglücklichen Stadt