Contents: (Sechstes und siebentes Schuljahr) (Teil 3 für Kl. 4 u. 3)

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Renntierpelz —, in seiner eigentümlichen Fußbekleidung und seiner sonder¬ 
baren Kopfbedeckung die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Die Finnen 
sind fast alle klein, äußerst freundlich, gesprächig, voller Phantasie und 
Gefühl. Viele von den Finnen an der Küste kleiden sich wie Norweger 
und werden im Laufe der Zeit vielleicht völlig in ihnen aufgehen. 
Die Finnen im Gebirge halten sich dagegen ganz für sich. Während sie 
einst alles Land dort oben besessen haben, sind sie jetzt nach dem Hoch¬ 
gebirge zurückgedrängt, kommen auch dort mit den Eingewanderten oft 
in Streit und hegen im allgemeinen einen tiefen Groll gegen die Nor¬ 
weger. In ihren Märchen vom Teufel erscheint dieser stets als Norweger. 
Den größten Teil des Jahres ist der Finne auf Wanderungen 
nach verlaufenen oder gestohlenen Renntieren, aus Schneeschuhen, solange 
der Schnee liegt; unter den unaufhörlichen Anstrengungen im Urwalde 
oder auf ungebahnten Wegen hat sich der Gebirgsfinne einen eigentüm¬ 
lichen Gang mit gespreizten Beinen und schwankenden Knien angewöhnt; 
er scheint mehr dahinzugleiten als zu gehen. Die langen Wege, die 
er mit unverminderter Geschwindigkeit und oft mit schwerer Last auf 
denr Rücken zurücklegt, scheinen unglaublich, ebenso, daß er vierundzwanzig 
Stunden hintereinender gehen kann, ohne der Ruhe zu bedürfen. Speise 
trägt er unter seinem Kittel auf der Brust bei sich, ein Stück Renntier¬ 
fleisch und Brot. Wenn er auf seinen Schneeschuhen einem Wolfe auf die 
Spur gekommen ist, seht er ihm nach, bis er ihn erreicht. Der Wolf 
flüchtet den Berg hinab, aber der Finne ist auf seinen Schneeschuhen 
schneller, und nun geht es bergauf, bergab, oft tagelang; der Finne 
ißt, der Wolf kann weder fressen noch rasten; er kann so müde werden, 
daß er sich auf die Erde niederlegt und wie ein Hund nach dem Finnen 
schnappt, und dann wird er erschossen oder ganz einfach mit dem Schnee¬ 
schuhstabe erschlagen. Zehn Taler erhält dann der Finne als Schußgeld 
und außerdem den Wert des Pelzes. Ein Wolf, den der Finne aufspürt, 
kann ihm auf dem Schnee nie entgehen. Nichtsdestoweniger ist der Wolf 
sein schlimmster Feind, der gern bei trübem Wetter und im Dunkeln 
erscheint; die Renntiere stehen in Schneefurchen, die sie des Mooses wegen 
aufgescharrt haben, sie stehen Seite an Seite, oft in Reihen von Hunderten, 
alle den Hinterkörper in die Höhe gerichtet, Kops und Vorderteil in die 
Aushöhlung hinabgebeugt, also außerstande, Witterung zu erhalten. 
Kommt der Wolf, so ist er in einem Sprunge auf dem Rücken eines fetten 
Renntieres; ehe noch die Hunde, die ebenfalls getäuscht werden können, 
den Finnen wecken, und ehe es diesem gelungen ist, mit seiner Flinte
	        
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