Full text: Geschichte der neueren Zeit (Teil 3)

handwerksmäßig ihre Arbeit verrichteten, traten freie Künstler, die 
ganz erfüllt waren von der Schönheit und Hoheit ihres Berufes. 
Immer besser gelang ihnen die schwierige Kunst, die Personen 
richtig 3» gruppieren und in Gesicht und Haltung ihren Charakter 
auszudrücken; der Tarstellungskreis erweiterte sich, da auch bald 
geschichtliche und mythische Personen den Malern als Vorwurf 
dienten; dann stellte man dieselben auch nicht mehr wie bisher mit 
dem gleichen goldfarbigen Hintergründe, sondern so dar, wie sie sich 
im Raume bewegen, an die Stelle des Goldgrundes trat die Land¬ 
schaft, die sich immer schöner und reicher gestaltete. Besonders be¬ 
rühmt sind die Malerschulen in Florenz, Rom und Venedig mit 
einer großen Zahl von berühmten Meistern, von denen wir nur 
Lionardo d e Vinci, Rafael Santi, Michelangelo 
und Tizian nennen wollen. 
Auch in der Darstellungsweise machte die Malerei einen ge¬ 
waltigen Fortschritt. Fast das ganze Mittelalter hindurch hatte 
man nur mit Wasserfarben gemalt. Diese Bilder hatten den großen 
Nachteil, daß die Farben gar bald verblaßten. An die Stelle der 
Tempera — so nennt man die bis dahin gebräuchliche Art der 
Malerei, wobei die Farben mit verdünntem Eigelb und Leim ver¬ 
mischt wurden — war daher später die Fresko- oder Frisch¬ 
malerei getreten. Man stellte die Gemälde auf dem noch nassen 
Mauerbewurfe her und ließ beides miteinander trocknen. Diese 
Gemälde waren zwar dauerhaft; aber häufig sahen die Farben nach 
dem Eintrocknen anders ans als vorher. Ta erfanden zuerst in 
den Niederlanden die Brüder Hubert und Johann van Eyck 
die Kunst, Ölfarben herzustellen, die nicht wie bisher schon nach 
einigen Wochen nachdunkelten, sondern ihre Farbe und ihren Glanz 
behielten. Ihr Ruf verbreitete sich bald in ganz Europa. Hunderte 
von Malern gingen nach den Niederlanden, um die neue Kunst zu 
studieren. So wnrde sie denn auch bald in den übrigen Ländern 
bekannt, vor allein in Italien, wo sie die schon genannten Künstler 
vielfach anwandten. Eine sehr große Anzahl ihrer Gemälde ist 
uns erhalten, und diefe sehen heute noch so frisch aus wie vor vier¬ 
hundert Jahren.
	        
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